Tag 26 - 632 Bäume

Sollte aus dieser Tour auch wieder ein Buch werden, dann wäre "Unter Korkeichen" kein schlechter Titel für das Spanien-Kapitel. Jedenfalls laufe ich auch heute wieder durch scheinbar endlosen Korkeichenwald.

Okay, zwischendurch geht es auch mal kurz übers freie Feld, aber so toll finde ich das gar nicht, denn hier zeigt sich leider viel deutlicher als durch das Blätterdach der Bäume, dass sich der Himmel zuzieht.

Mittags biege ich auf die alte Römerstraße ab, heute nur noch eine Sandpiste. Doch nach etwa 6 km taucht vollkommen unvermittelt der Arco de Caparra auf, und das Alte Rom wird plötzlich wieder ganz lebendig. 

Heute wirkt der Arco de Caparra in der völlig menschenleeren Landschaft ringsum wie ein etwas unheimlicher Fremdkörper. Früher lag hier die nicht ganz unbedeutende Stadt Caparra. Der Gedenkbogen ist das am besten erhaltene Überbleibsel davon und außerdem eine Art Wahrzeichen der Region Extremadura. Gestern in der Pilgerherberge habe ich eine Spanierin getroffen, die mir beibringen wollte, wie man das "rr" in Caparra richtig rollt. Ich musste kapitulieren. 

Die Wolken sinken tiefer und tiefer und irgendwann muss ich wohl oder übel den Tatsachen ins Auge sehen und meine Regenklamotten rauswühlen. Zwar ist es nur leichter Nieselregen, trotzdem habe ich jetzt echt Lust, mein Zelt aufzubauen, in den Schlafsack zu kriechen und mich heute kein Stück mehr zu bewegen. Aber ein so richtig gut verstecktes Plätzchen gibt es hier nicht. Doch ich habe Glück, wenig später, der Pfad schlängelt sich über eine nicht enden wollende Kuhweide, treffe ich einen Hirten. Ich frage ihn einfach, und er ist einverstanden. Ein Hoch auf den Google-Übersetzer. Kann natürlich sein, dass hier nachts mal 'ne Kuh vorbeikommt, aber es sieht eher aus, als ob die bei dem Wetter in ihrem Unterstand bleiben und der ist weit weg. Außerdem stehe ich ganz am Rand der Weide zwischen dem Pfad und der Mauer aus Feldsteinen. Hierhin verirren die Kühe sich bestimmt nicht. Das hat der Hirte jedenfalls behauptet, falls Google keinen Blödsinn erzählt hat.

Und wo steht mein Zelt hier? Unter Korkeichen natürlich, ist doch klar!