Tag 28 - 692 Bäume

"Zuckerbrot und Regen" wäre ein gutes Motto für diesen Tag. Warum Regen? Das dürfte wohl klar sein. Aber warum Zuckerbrot? Der sogenannte Supermarkt in Banos de Montemayor entpuppt sich leider als eher schlecht sortierter Kiosk. Als Wegzehrung für heute entscheide ich mich für ein kugelförmiges und ungefähr fußballgroßes, dick mit Zucker bestreutes Brot. Von diesem Ding breche ich mir alle paar Stunden einige Stücke ab. Die danach jedesmal völlig verklebten Hände kann ich praktischerweise direkt an der Regenhose abwischen, wo glaube ich der Hauptzuckeranteil des Brotes landet.

Immerhin schaffe ich 32 km, beinah ein halbes Prozent der Gesamtstrecke von Tarifa bis ans Nordkap. Und ich überschreiten die Grenze zur Region Castilla y Leon. So schlecht kann das Brot nicht sein.

Für meine Pausen ist mir heute so ziemlich jedes Plätzchen recht, auch ein Bushäuschen oder eine Bank unter der Autobahn. 

Wenn ich wieder aufbreche, muss ich jedesmal eine Weile laut singen, um warm zu werden. Sicher kein Ohrenschmaus, doch die Kühe am Wegesrand, nehmen das erstaunlich gelassen hin, vom Wetter ganz zu schweigen. Bewundernswert, diese innere Ruhe! Hut (oder besser Kapuze) ab vor den Kühen. Ich versuche, es ihnen gleichzutun und den Tag einfach so zu nehmen, wie er eben ist.

Mit aufgeweichten Wegweisern...

... sehr viel Herbst... 

... einem kontinuierlichen Aufstieg auf am Ende des Tages 950m ohne Aussicht auf Aussicht...

... und einem Wald, den ich vor lauter Regen kaum sehe. Ich glaube, es gelingt mir so halbwegs, die Sache mit Humor zu nehmen.

Bernoscha allerdings muss mit Castilla y Leon noch etwas warm werden. Deshalb sitzt er jetzt in der Pilgerherberge am Ofen und träumt von den saftig grünen Wiesen unten im Süden.