Tag 43 - 1038 Bäume

Die Bäume geben so schnell nicht auf. Es geht exakt so weiter wie gestern Nachmittag. Nur scheint mir jetzt die Sonne ins Gesicht. Klar, schließlich laufe ich nach Osten. 

Ganz langsam, Schritt für Schritt, wendet sich die Sonne Richtung Süden, doch sonst ändert sich gar nichts. 

Irgendwie hat das auch was Entspannendes. Ich vergesse völlig die Zeit. Eigentlich weiß ich noch nicht einmal mehr, ob gestern oder heute ist. 

Dann am Nachmittag der Ort Sahagun. Um es nett auszudrücken: Wer ihn nicht kennt, hat nicht viel verpasst. Doch zum Einkaufen reicht's. Und das ist auch nötig, denn das Wochenende steht vor der Tür, und ich brauche eine neue Dosis Trockenfutter, um bis Montag versorgt zu sein. 

Man soll doch nicht hungrig einkaufen gehen! Es ist immer das Gleiche: In den Einkaufswagen passt einfach mehr rein als in den Rucksack. Eigentlich logisch, denn wenn's umgekehrt wäre, würde der Rucksack wohl kaum in den Einkaufswagen passen. Trotzdem vergesse ich es jedes Mal. Doch irgendwie bekomme ich schließlich alles unter, und raus geht's aus Sahagun. 

Der Camino führt eher unschön direkt neben der Autobahn entlang. Das ist offenbar auch den meisten Bäumen zu laut, und so kommt die Allee nach fast 40 km an ihr Ende. 

Weiter weg von der Autobahn wird es dann richtig schön. Endlich die lang ersehnte Abwechslung: Kiefern und Ginstergebüsch!  

Bald darauf verrät mir der Blick zurück über die Schulter gen Westen, dass es Zeit wird, das Zelt aufzubauen. 

Heute schlafe ich tatsächlich am Rand eines Kiefernwäldchens. Das fühlt sich irgendwie schon ein bisschen nach hohem Norden an. 

Wenn ich aus dem Zelt schaue, sehe ich zur einen Seite den zunehmenden Mond und zur anderen ein herrliches Abendrot. 

Für so einen Anblick verzichte ich gern auf ein festes Dach über dem Kopf!