Tag 46 - 1123 Bäume

Am Ortsausgang von Fromista begrüßt mich dieser Wegweiser. Ich fange erstmal an zu rechnen... 🤔... Für mich sind es ab hier noch 5410 km. Also nichts wie weiter... 👣👣👣... 

Es geht am Canal de Castilla entlang. Zugegeben, das könnte jetzt auch Niedersachsen im Spätherbst sein. Auf jeden Fall ist es nicht das, was man sich gemeinhin unter einem Spanienurlaub vorstellt. Aber genau deshalb lohnt es sich, ein Land zu Fuß zu erkunden: Man lernt alles kennen, nicht nur Strände, Sightseeing in Großstädten, Museen, Hotelburgen. Manchmal sieht man gar nichts Besonderes, sondern kann einfach miterleben, wo die Menschen wohnen, einkaufen und morgens mit dem Hund spazieren gehen.

Gegen Mittag erreiche ich die Provinz Burgos, doch für jemanden mit typisch deutscher Sozialisation ist es gar nicht so leicht hineinzugelangen. Eine hartnäckig auf rot geschaltete Ampel regelt den nicht vorhandenen Verkehr über den Rio Pisuerga. Zugegeben, die Brücke ist wirklich sehr schmal. Doch nach einigen Minuten autofreien Wartens beschließe ich dann doch, die Ampel zu ignorieren und mich endlich in die Provinz Burgos hinüber zu wagen. Mit Erfolg! 

Die Landschaft hier ist bergiger und deutlich abwechslungsreicher als während der letzten Tage. Vom Alto de Mostelares aus genieße ich einen wunderschönen Blick zurück auf den Weg, den ich gekommen bin.  

Hartes Gelände für Bernoscha, doch er hält tapfer durch und ist weiterhin wild entschlossen als erstes, einziges und kleinstes Schaf, Europa zu Fuß von Süd nach Nord zu durchqueren. 

Auf der anderen Seite geht es (Berge haben das ja meistens so an sich) abwärts, und zwar recht malerisch auf das Städtchen Castrojeriz zu. 

Kurz danach führt der Weg mitten durch die Ruinen des Klosters San Anton hindurch. Gerade an einem etwas verhangenen Tag wie heute, wenn die Sonne schon tief steht, hat das was sehr Stimmungsvolles. Ich meine, dass jeden Moment gregorianische Gesänge erklingen müssten, doch es gurren nur die unzähligen Tauben, denen die Ruine offenbar als Wohnung dient. 

The same procedure as every day: Kurz vor Sonnenuntergang suche ich mir einen Schlafplatz. 

Da sich Klosterruinen für mich weniger gut zum Wohnen eignen, muss ich wohl mit meinem Zelt vorliebnehmen.