Tag 49 - 1216 Bäume

Mein Tag beginnt mit einem Waldspaziergang. Wie auch sonst, schließlich habe ich ja mitten im Wald geschlafen.

Plötzlich taucht zwischen den Bäumen ein total kurioser, selbst gebastelter Wegweiser auf, der die Richtung und manchmal auch die Entfernung zu allen möglichen Orten weltweit angibt. Sogar zwei Städte, durch die ich noch laufen werde, sind dabei. 

Es geht ein bisschen auf und ab durch die Montes de Oca, einen nördlichen Ausläufer des Iberischen Hochgebirges. 

Ich genieße den Anblick schneebedeckter Berge in der Ferne. Doch die liegen weit im Süden und geraten schon bald wieder außer Sicht. In meiner Richtung nach Osten zu erstreckt sich sanft hügeliges Ackerland mit kleinen Dörfern hier und da. 

Die Straßen von Bellorado geben sich Siesta-typisch verschlafen. 

Zu hören ist nur das Geklapper der Störche, die zahlreich die oberen Etagen der Kirche bewohnen. 

Jenseits des Ortes führt der Camino lange, lange an der stark befahrenen Hauptverbindungsstraße zwischen Burgos und Logrono entlang. 

Kein Wald, nur Felder, Felder und wieder Felder. Und dazwischen die vielen Autos. Hier einen halbwegs gut versteckten Schlafplatz zu finden, ist nicht leicht. 

Die Sonne hinter mir sinkt tiefer und tiefer, was man zwar wunderschön fotografieren kann, nur einen Schlafplatz habe ich davon immer noch nicht. Ich fange schon an, mich zu ärgern, dass ich die Pilgerherberge in Bellorado so einfach habe links liegen lassen, da taucht endlich Rettung auf: Ein Bach mit etwas Ufergesträuch, der sich in einer kleinen Senke zwischen den Feldern hindurch schlängelt.

Gut, dass mein Zelt so klein ist, dass es auch auf dem winzigsten Stückchen Wiese noch Platz findet. Und gut, dass es heute Nacht nicht regnen soll. Einen über die Ufer tretenden Bach kann ich im Moment nicht gebrauchen.