Tag 54 - 1358 Bäume

Im Morgengrauen stehe ich wieder vor der Pilgerherberge in Estella. Pilgerherbergen muss man meist ziemlich früh verlassen. Hier ist Rausschmiss zwischen 6 und 8 Uhr. Ich reize das voll aus und verpenne beinah. Zwar bin ich beim Zelten viel eher auf den Beinen, aber wenn ich schon mal ein richtiges Bett habe, dann möchte ich eigentlich auch ein bisschen darin ausschlafen. 

Sobald die Sonne herausgekommen ist, mache ich auf dem nächsten Pilgerrastplatz erstmal eine Frühstückspause. 

Dann geht's frisch gestärkt zurück auf den Camino, der sich durch eine auch heute wieder herrliche Landschaft weiter in Richtung Frankreich schlängelt.

Ein Stückchen geht es auch auf einer alten Römerstraße entlang. 

Wenn ich das (mal so von oben betrachtet) mit der Autobahn vergleiche, die ich kurz vorher überqueren muss, dann kann ich nur sagen, die Römer hatten da irgendwie mehr Stil 😀

In Puente la Reina überquere ich eine alte Römerbrücke. Auch die ist echt stilvoll. 

Und in Puente la Reina gibt's noch was Tolles: Einen Trinkwasserbrunnen für Pilger. Es ist so heiß heute, dass ich, nachdem ich meinen Durst gestillt habe, gleich den ganzen Kopf unter den Wasserstrahl halte. Bernoscha spielt kurz mit dem Gedanken, sich in der muschelformigen Wasserschale, die für ihn gut als Swimmingpool taugen würde, etwas abzukühlen, scheut nach einigem Zögern allerdings doch den Sprung vom Beckenrand. Es hat definitiv Vorteile, klein zu sein, aber offenbar ist Bernoscha heute nicht in der Stimmung sie zu nutzen. Ich an seiner Stelle hätte das getan und wäre gemütlich ein paar Runden geschwommen. 

Ein bisschen nass, aber gut erfrischt schlendere ich durch die Straßen von Puente la Reina. 

Übrigens laufe ich gerade ein Stück durchs Baskenland. Ortsnamen, Straßenschilder... hier ist alles zweisprachig. 

Langsam neigt sich der Tag dem Ende entgegen, und - ihr ahnt es schon - ich brauche mal wieder einen Schlafplatz.

Zum Glück liegt direkt vor mir der vollständig bewaldete Alto del Perdon. Da finde ich sogar was mit guter Aussicht ins Tal. 

Der Untergrund ist nicht vollständig glatt, und mein Rücken muss sich mit ein paar Unebenheiten im Boden arrangieren. Doch was macht das schon hier draußen im Tausend-Sterne-Hotel 😊