Tag 55 - 1378 Bäume

Gleich als erstes heute morgen, ich bin noch kaum richtig wach, der steinige Aufstieg auf den Alto del Perdon. Doch die Mühe lohnt sich... 

Die Aussicht ist einfach grandios! Direkt vor mir sehe ich Pamplona und dahinter ragen die Pyrenäen auf. Die französische Grenze ist sozusagen in Sichtweite! 

Doch auch der Blick nach Süden, wo ich herkomme, ist wunderschön! Da irgendwo ganz, ganz weit weg liegen Tarifa und die Straße von Gibraltar. 

Außerdem steht hier ein Wegweiser, der mir verrät, wie weit ich von zu Hause weg bin - Luftlinie natürlich. Gelaufen sind's ein paar Kilometer mehr 😊

Auf dem Alto del Perdon gibt es gleich zwei interessante Denkmäler. Das eine erinnert an den Film über den Jakobsweg "The Way", der teilweise hier gedreht wurde. Das andere ist ein Mahnmal für Opfer der Franco-Diktatur.

Vielleicht ist es unpassend, dass ich ein so ernstes Thema hier mal eben kurz einschiebe, doch das Mahnmal, das ich sehr ergreifend fand, einfach unerwähnt zu lassen, schien mir auch keine gute Option. 

Bevor Pamplona beginnt, komme ich auf dem Weg hinunter noch durch ein paar Dörfer. Natürlich wieder an jeder Ecke diese Automaten als 24-Stunden-Versorgungsservice für Pilger. Doch einer davon ist mal was Neues: Ein Kaffee-Automat mit der Wahlmöglichkeit "sin vaso" (ohne Becher). Das finde ich als bekennender Öko natürlich super und kann nicht widerstehen. Meine eigene Tasse reicht nur ganz knapp, aber sie reicht. 

In Pamplona ist der Camino vorbildlich markiert. Alle 5 Meter so ein Muschel-Symbol auf dem Boden. Da kann man sich selbst als Rückwärts-Pilger nicht verlaufen. Ich muss bloß aufpassen, dass ich noch was von der Stadt sehe und nicht die ganze Zeit nach unten gucke.

Im frühlingshaften Stadtpark von Pamplona mache ich Mittagspause. Und ich lerne ein neues Wort auf Baskisch. Damit ist mein Baskisch jetzt schon fast genauso gut wie mein Spanisch. 

Pamplona, baskisch Iruna, ist eine bunte und sympathische Universitätsstadt mit einem sehr hübschen Altstadtkern.  

Hinaus geht es an der wirklich beeindruckend hohen und dicken Stadtmauer entlang. 

Ein paar Kilometer und Stunden später durch die nordöstlichen Vororte gelange ich nach Arre. Hier gibt es eine gemütliche Herberge direkt am Rio Ulzama. 

Ich brauchte mal wieder Zivilisation in Gestalt einer Waschmaschine. Das war eigentlich der einzige Grund hier einzukehren. Doch so ganz fern ist die Welt da draußen auch hier nicht. Immerhin höre ich den Fluss rauschen. Und für morgen findet sich bestimmt wieder ein Plätzchen im Wald.