Tag 60 - 1494 Bäume

Nachts fegt ein ordentlicher Sturm über mich hinweg, der gar nicht so recht zu dem herrlichen Abendrot passen will. Morgens prasselt der Regen aufs Zelt, und die Welt draußen ist wie verwandelt. 

Aber so etwas gehört dazu. Und irgendwie ist das ja auch das Schöne an so einer Tour, zu beobachten und zu erleben, wie schnell die Welt sich verändert und wie vielfältig sie ist. 

Dennoch, los geht es jetzt erstmal bei grauem Himmel und Nieselregen, da hilft alles schönreden und philosophieren nichts. Als kleine Erheiterung führt der Weg mal wieder auf einer ehemaligen Bahntrasse entlang und ich darf ein bisschen Eisenbahn spielen. Wenigstens etwas! Ohne nennenswerte Störungen im Betriebsablauf erreiche ich relativ rasch St-Palais. 

Der Ort besticht vor allem durch einen Supermarkt, in dem ich neue Crêpes to go erstehen kann und ferner durch das Vorhandensein einer öffentlichen Toilette. Bei dem Wetter ein echtes Highlight, und obendrein sauber und gratis. Was will man mehr?! Ein Hoch auf St-Palais! 

Gegen Mittag wird der Himmel etwas heller und der Regen hört auf. Mein Weg schlängelt sich weiter durch die kahlen Vorfrühlingswälder Südfrankreichs in Richtung Norden. 

Die Orte hier haben baskische Namen, die eher nach Finnland als nach Frankreich klingen. Vorhin, als ich am Wegesrand saß und meine Schoko-Crêpes aß, hatte ich ein nettes Gespräch mit einem Spaziergänger, der mir erklärte, dass das spanische und das französische Baskisch zwei völlig verschiedene Dinge seien. Gut dass ich das jetzt weiß, der Unterschied wäre mir sonst glatt entgangen. 

Der nächste Ort, dessen Namen ich mir merken kann, ist Sauveterre de-Béarn. Ein hübsches Städtchen, das baulich eine Menge gut erhaltenes Mittelalter zu bieten hat. Ein so schönes öffentliches WC wie in St-Palais gibt es allerdings nicht. Dafür jedoch einen herrlichen Ausblick von der Stadtmauer. So punktet eben jeder Ort, womit er kann. Und da ich vorhin die Toilette dringender brauchte als die Stadtmauer, ist mir die Reihenfolge so ganz recht. 

Nachdem ich Sauveterre de-Béarn hinter mir gelassen habe, ist es schon fast Zeit, einen Schlafplatz zu suchen. Doch eine kurze Pause gönne ich mir noch - ganz unerwartet in lustiger Gesellschaft. 

Dann kommt mir ein Waldstück zur Schlafplatzsuche wie gerufen. 

Der Sturm von gestern Nacht sollte heute besser nicht nochmal stattfinden, aber das ist zum Glück auch nicht zu erwarten. Morgen soll es wieder sonnig sein. Und wie um mich daran zu erinnern, dass der Frühling naht, entdecke ich in der Abenddämmerung an einem Baum neben meinem Zelt das hier: