Ein mental eher anspruchsvoller Regen- und Durchhaltetag, den man am besten mit viel Humor nimmt. Mein Weg zieht sich weiter durch den Wald, der jedoch streckenweise so großflächig gerodet ist, dass man sich schon etwas anstrengen muss, um irgendwo in der Ferne noch Bäume zu erkennen. Im angeblich größten zusammenhängenden Waldgebiet Westeuropas kann es durchaus passieren, dass man den Wald zwischendurch mal aus den Augen verliert. Die Gefahr, dass man ihn vor lauter Bäumen nicht sieht, besteht dafür nur selten.
Nettes Regenpäuschen am Waldrand. Den Rand gibt's noch, den Wald muss man sich denken. Mit etwas Phantasie hilft dabei der große Haufen mit Baumstümpfen geradezu.
Noch so ein herrliches Plätzchen! Mit Überquerung der Autobahn verlasse ich das Département Les Landes und betrete Gironde. Etwa hier ist auch der Punkt, an dem ich die 1625 km erreiche, was konkret bedeutet: Ein Viertel meines Weges von der Straße von Gibraltar bis ans Nordkap liegt hinter mir!
Ich hatte mir das zwar etwas glamouröser vorgestellt, aber man muss die Feste feiern wie sie fallen. Bernoscha und ich setzen uns also in den Regen, begießen die Sache mit einem Schluck Wasser und kauen auf einem Stück Baguette herum, das zwar durchgeweicht, aber ansonsten trocken ist, denn der Roquefort ist leider alle.
Danach geht es ziemlich lange 10 Kilometer schnurgerade durch den Wald. Jetzt heißt es "Warten auf Captieux". So heißt der Ort, der am Ende dieses unendlichen Weges angeblich liegen soll.
Ich kann es mir kaum vorstellen, doch igendwann hat sogar das Warten auf Captieux ein Ende.
Zu behaupten, dass es sich gelohnt hätte, wäre vielleicht ein wenig gewagt, doch immerhin gibt es einen Supermarkt, wo ich zu Apotheken-verdächtigen Preisen meinen Wochenend-Proviant erwerben kann.
Hinter Captieux werde ich das Gefühl nicht los, dass das Warten weitergeht. Doch worauf?
Nach einigen Kilometern Wartezeit ziehe ich es vor, im Liegen weiter zu warten, in der Hoffnung, dass sich die Frage nach dem "Worauf" morgen von selbst klären wird.
