Tag 68 - 1703 Bäume

Es geht weiter durch Wiesen und Weinberge, und die Sonne bleibt mir treu. 

Bordeaux, Bordeaux, Bordeaux... So also sieht er aus, wenn er noch nicht in Flaschen ist. Zwar weiß ich nicht, bis zu welcher Entfernung von Bordeaux Bordeaux noch als Bordeaux gilt (und nach meinem Roquefort-Patzer von neulich will ich mich, was Herkunftsfragen angeht, lieber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen), doch auf dem heutigen Stück Weg hätte ich, will man den Werbetafeln an der Straße Glauben schenken, derart viele Möglichkeiten zum Bordeaux-Direkt-Kauf beim Winzer gehabt, dass dies hier eigentlich wirklich die richtige Gegend sein muss. 

Mal kurz zur Orientierung: Ich befinde mich jetzt 270 km entfernt von der spanischen Grenze, noch knapp im Département Gironde, wobei ich morgen die Dordogne erreichen werde. Ja, ja, ich bin immer noch im Südwesten Frankreichs, das lässt sich nicht leugnen, aber es ist schon langsam ein bisschen der nordöstliche Südwesten. 

Die Stadt, in der ich heute Abend übernachte, heißt Pellegrue. Auf dem Bild seht ihr die Mairie (Bürgermeisteramt) des Ortes. Um in der Pilgerherberge schlafen zu dürfen, muss man sich dort melden. Es geht jedoch sehr beschaulich zu. Ohne Wartenummern und mit viel Zeit, um selbst mit jemandem, der Französisch eher stammelt als spricht, noch ein kleines Pläuschchen zu halten. Scheinbar gibt's hier den Sprachurlaub gratis obendrauf. Wenn das so weitergeht, dann kann ich mich, wenn ich in eineinhalb Monaten die deutsche Grenze erreiche, sogar wieder halbwegs passabel ausdrücken. 

Pilgerherbergen-Entspannungs-Romantik a la francaise: Ein Teller Madeleine, eine Tasse Kaffee und mein Miam Miam Dodo Guide. Nein, das ist kein Reiseführer über eine abgelegene südostasiatische Bergregion, sondern es geht tatsächlich um Frankreich. "Miam Miam" steht lautmalerisch für "gutes Essen", "Dodo" für "schlafen" (französisch dormir). 

Ich bin echt froh, dass ich diesen Guide in Saint-Jean-Pied-de-Port gegen meine Spanien-Reiseführer eingetauscht habe. Man findet darin eigentlich alles über Unterkünfte (low budget bis Luxus), Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Sehenswürdigkeiten am Weg (allerdings auf Französisch) und dazu gibt es auch noch gute Wanderkarten. Das Buch gibt's zu allen französischen Pilgerwegen, und fürs Wandern in Frankreich kann ich es echt empfehlen. Falls sich jemand jetzt diese Frage stellen sollte: Nein, ich kriege keine Prozente 😉