Tag 76 - 1905 Bäume

Schon um sieben Uhr ist es taghell im Zelt. Ich ziehe den Reißverschluss auf und riskiere einen Blick hinaus. Der Himmel ist tatsächlich strahlend blau! 

Auf teilweise schon sehr sonnigen, teilweise noch recht kühlen Waldwegen geht es hinab ins Tal der Vienne und hinein nach Limoges. Die letzten Kilometer vor der Stadt sind wie immer nicht ganz so idyllisch. 

Ich wandere auf der Hauptverkehrsstraße am Fluss entlang. Vielleicht hätte es einen schöneren Weg gegeben, doch auf diesem kann ich mich wenigstens nicht verlaufen. Außerdem ist über der Straße ja immerhin der Himmel, und der ist ja schön, trotz allem. 

Augen zu und durch! Kurz hinterm Ortsschild beginnt dann auch endlich der heißersehnte Gehweg. 

Da bin ich also - in Limoges, mitten in Frankreich! Knapp 2000 Kilometer, zehn Breitengrade und sieben Längengrade trennen mich inzwischen von meinem Ausgangspunkt Tarifa. 

Es gibt haufenweise größere Städte in Frankreich, um genau zu sein 25, aber Limoges ist mit seinen 130000 Einwohnern gefolgt von Metz die größte auf meinem Weg. 

Im Botanischen Garten ruhe ich mich mit Blick auf die Stadt ein bisschen aus. 

Nett hier, nur an die Parks in Sevilla darf ich nicht denken. Und das war vor zwei Monaten! Ich bin einfach schneller als der Frühling. 

Limoges hat einen hübschen Stadtkern mit von Fachwerkhäusern gesäumten schmalen Gassen, Kirchen, einer Kathedrale, modernen Einkaufsstraßen und einer alten Römerbrücke über die Vienne. 

Und schließlich führt mich mein Weg zum Bahnhof. Mein Schwiegervater ist gestorben, und ich fahre für zwei Tage nach Deutschland zur Beerdigung.

Am Samstag bin ich zurück in Limoges, und es geht - unter hoffentlich genauso blauem Himmel - genau hier weiter. 

Am Samstagabend hört ihr wieder von mir. Bis dahin macht dieser Blog eine kurze Pause.