Tag 89 - 2262 Bäume

Morgens geht es noch eine Weile am Canal du Nivernais entlang - atmosphärisch und auch wettermaßig eher niederländisch als französisch. 

Die Ortsnamen hier neigen penetrant dazu, auf y zu enden. 

In irgendeinem ...y überquere ich die Yonne und frage mich, warum sie nicht Ennoy heißt.

Sorry, blöde Witze müssen manchmal sein, vor allem wenn man an kalten Tagen vor sich hin fröstelt. 

Doch es bleibt gar nicht kalt. Mittags zeigt sich vorsichtig die Sonne und wird im Laufe des Nachmittags so kräftig, dass ich wieder anfangen kann an der Sicherstellung meiner Stromversorgung zu arbeiten. 

Bei strahlendem Sonnenschein erreiche ich das Département Yonne und kurz darauf Vézelay. Das ist für mich ein großes Etappenziel, denn hier endet bzw. beginnt der Pilgerweg Voie de Vézelay, dem ich seit Saint-Jean-Pied-de-Port an der spanischen Grenze folge. Vézelay ist ein bekannter Wallfahrtsort mit einer großen Basilika, die einmalig schön auf einem Hügel gelegen ist. Als ich sie von Weitem das erste Mal erblicke, habe ich richtig Freudentränen in den Augen: Wow, so weit bin ich schon!

Das war mein Weg durch Frankreich bisher:

Und das ist das Stück, das noch kommt:

Hinab von der Stadtmauer habe ich einen herrlich weiten Blick ins Land. Mir geht noch einmal der lange Weg hierher durch den Kopf, über aIl die Hügel und Berge durch die Wälder, an den Straßen und Feldwegen entlang, durch die Städte und Dörfer. Ganz, ganz weit irgendwo da zwischen den Wolken liegt die Straße von Gibraltar. Ja, heute vor genau drei Monaten saß ich dort am Strand und konnte Afrika sehen...

So, genug geträumt. Jetzt muss ich schleunigst raus aus Vézelay, um noch einen Wald zum Schlafen zu finden. Naja, so schwer ist das nicht, hier gibt's genug Wald. 

Noch ein Blick zurück auf Vézelay, dann schlage ich mich ins Gestrüpp und baue mit dem letzten bisschen Tageslicht das Zelt auf. 

Sorry übrigens, dass meine Blogbeiträge derzeit so wahnsinnig spät erst fertig sind. Ich bin noch in der Winterzeit unterwegs 😊