Tag 92 - 2351 Bäume

Mein Weg schlängelt sich durch einen eher trüben Tag. Doch ohne Regen kein Frühling, und der zeigt sich auch heute immer wieder, so dass ich das schlechte Wetter ganz gut ertragen kann. 

Pünktlich zur Mittagspause finde ich einen kleinen Rastunterstand und genieße ein paar zwar kühl, aber nicht trocken gelagerte Kekse aus dem Rucksack. 

Weiter geht's durch den Matsch-und-Regenhosen-Tag. Burgund gehört zu den eher dünn besiedelten Regionen Frankreichs. Das glaube ich sofort. Heute jedenfalls ist oft weit und breit kein Haus zu sehen und an einem derart verregneten Sonntag ist auch kaum jemand unterwegs, so dass ich die Wege und Straßen ganz für mich habe. 

Abends sitze ich im Zelt und höre den Regen auf die Plane trommeln. Da seit Donnerstag kein Supermarkt mehr am Weg war und ich den Käse aus Gründen der Haltbarkeit (so kalt wie im Kühlschrank ist es nun auch wieder nicht) gestern alle gemacht habe, gibt es zum Essen nur noch Wasser und trocken Brot. Das klingt jetzt richtig mies nach Kerker oder so. Es ist aber überhaupt nicht schlimm, denn ich bin ja in keinem Gefängnis, sondern in einem Wald voll Frühlingsgrün. Wie gefangen man sich fühlt, hängt ganz sicher nicht vom Essen ab, und ich glaube, an reich gedeckter Tafel wäre ich viel weniger glücklich als hier und jetzt.