Tag 93 - 2372 Bäume

Mein Schlafplatz war ein richtiger Märchenwald! Okay, ein Märchenwald mit Handyempfang, aber irgendwie doch ein Märchenwald. 

Dennoch hat die Zivilisation mich erstaunlich schnell wieder und zwar in Gestalt der entzückende Stadtrand-Atmosphäre von Châtillon-sur-Seine.

Nein, Paris ist das nicht, aber die Seine ist es trotzdem. Ja, ich überquere die Seine!!! Ich glaube an diesem, nun ja, eher tristen Ort hat sich noch nie jemand so sehr gefreut wie ich in diesem Augenblick.

Und zu allem Überfluss ist da auch noch ein Intermarché in Sicht, sprich die Filiale einer französischen Supermarkt-Kette. Frisches Brot, Obst, Joghurt, Käse, vielleicht sogar einen Kaffee... Was für herrliche Aussichten unter trübem Himmel! Also nichts wie rein ins Einkaufsvergnügen... 

So viel wie in diesen Wagen passt, könnte ich vermutlich während der kompletten neun Monate zwischen Tarifa und dem Nordkap nicht verdrücken. Aber dafür hat mein Rucksack mehr als locker Platz darin, und es tut gut, ihn zur Abwechslung mal spazieren zu fahren statt immer auf dem Rücken zu tragen. Doch genau dort muss er natürlich nach dem Einkauf wieder hin. Merklich schwerer als vorher. Ich hatte zwar nichts mehr zu Essen, aber der Rucksack war echt schön leicht. Jetzt schleppe ich wieder für drei Tage.

Doch bevor es weitergeht, gibt's erstmal was zu essen. Nicht direkt auf dem Supermarktparkplatz, sondern auf einer Bank am Ortsausgang, wo es fast genauso schön ist. Und dann endlich die volle Vitamin-Dröhnung und Brot mit Käse von der lachenden Kuh - genauso frisch und natürlich wie Käse eben sein darf, wenn er ohne Kühlschrank noch ein paar Tage halten soll. 

Schön war's in Châtillon-sur-Seine, und jetzt geht's frisch gestärkt weiter durch Matsch und Regen Richtung Nordkap. 

Spaß beiseite, die Landschaft hier ist tatsächlich auch bei diesem Wetter wunderschön! 

Und passend zu meinem Käse habe ich voll "kuhle" Gesellschaft am Wegesrand. Ich weiß nicht, wie Kühe aussehen, wenn sie lachen, aber vielleicht so.

Noch ein Stück Straße... 

... dann erreiche ich einen Campingplatz, den ich mir ganz allein mit einem derzeit offenbar herrenlosen Wohnwagen teile.

Hier ist echt noch tiefste Vorsaison, aber macht nichts, sicher wird mir noch der eine oder andere belebtere Campingplatz unterkommen. Ich bin ja noch den ganzen Sommer unterwegs.

Falls ich's bis ans Nordkap schaffe, wie lang Bart und Haare dann wohl sein werden im Herbst? Naja, es sind dann ja nur noch ein paar Wochen bis Heiligabend und vielleicht benötigt ja jemand einen Weihnachtsmann.