Tag 101 - 2593 Bäume

Von der Straße von Gibraltar bis an die Mosel, das ist immerhin auch auf der Europakarte mit ganz kleinem Maßstab schon gut sichtbar. 

Hübsch ist es hier nicht gerade und obendrein regnet es Bindfäden, trotzdem bin ich einfach nur glücklich!

Bis Metz geht es sehr angenehm auf ruhigen Spazierwegen immer am Ufer der Mosel entlang. Kein Auf und Ab und keine Gefahr, sich zu verlaufen. Es wird also trotz Mistwetter eine sehr bequeme Etappe. Und keineswegs langweilig, denn längs der Mosel gibt es eine Menge zu entdecken. 

Dieses Schild zum Beispiel - "Der langsamste hat Vorfahrt" - das finde ich super! Denn schließlich bin das ja meistens ich. Entsprechend bin ich gleich noch besser gelaunt und fühle mich heute voll auf der Überholspur. 

Aus lauter Übermut schlage ich eine Weile auf diese "Musikalische Mauer" ein, denn dazu ist sie ja offensichtlich da. 

Dann zeigen sich mal wieder die alten Römer am Weg, einfach so mitten zwischen den Wohnhäusern. Naja, so viele antike Steine wie in dieser Gegend noch herumliegen, da ist so ein weniger als halbes Aquädukt natürlich nichts besonderes.

Als Kontrast folgt ein hochmoderner Tomatenbaum. Die Dinger sind offenbar wirklich selten. Jedenfalls war es weit und breit das einzige Exemplar, das ich finden konnte. 

Und natürlich begegnen mir allerlei tierische Bewohner des Moselufers. 

In einem Supermarkt stocke ich meinen Proviant auf. Heute gibt's was ganz feines zum Mittagessen: Couscous-Salat! Was für eine phänomenale Abwechslung zum ewigen Käsebrot. Ich setze mich irgendwo zwischen den Tomaten- und andere Bäume und lausche den Wasservögeln. Wo die Regentropfen in den Fluss fallen, wirft sich das Wasser zu kreisförmigen Mustern auf. Dort, wo sie auf mich fallen, werde ich nass. Aber egal, mir schmeckt's trotzdem! 

Immer deutlicher kündigt sich Metz an, bis ich schließlich mitten drin stehe. 

Heute laufe ich direkt zum Campingplatz, doch morgen und übermorgen werde ich mir zusammen mit Martin die Stadt genauer ansehen. Dann kommen mehr Fotos unter einem, so lässt es der Wetterbericht zumindest hoffen, freundlicheren Himmel. 

Für heute Nacht bin ich die Nummer 111. 101 wäre passender, aber wieviele Tage ich schon unterwegs bin, kann ja hier niemand wissen. Der Campingplatz wird gerade renoviert und ist ein Labyrinth aus gelben Absperrbändern und hohen Bauzäunen. Aber ich bin froh, dass überhaupt geöffnet ist und stelle mich irgendwo dazwischen auf den matschigen Lehmboden.

Was ist das nun wieder!? Gut, offensichtlich sind das 27 Cent. Aber warum fotografiere ich die? Vielleicht erinnert ihr euch, wie ich an Tag 58 beim Überqueren der Grenze zwischen Spanien und Frankreich über die Landschaft aus Parkplätzen und Konsumtempeln geschimpft habe, durch die der Jakobsweg plötzlich hindurchführte. Ein paar Kilometer weiter habe ich den Entschluss gefasst, Frankreich mit so wenig Geld wie möglich zu durchqueren. Also habe ich in Saint-Jean-Pied-de-Port am Fuße der Pyrenäen 400 Euro abgehoben und entschieden, dass das bis Metz reichen muss. Und es ist mir gelungen. Die 27 Cent in meiner Hand sind das, was noch übrig ist. Eineinhalb Monate mit 400 Euro, und ich habe mich sehr reich gefühlt.