Tag 179 - 4463 Bäume

Nachdem ich mir beim Einpacken eine kleine Kribbelmücken-Schlacht geliefert habe, geht's halbwegs entspannt auf schmalen, verschwiegenen Wegen weiter durch den Wald. Wenn man sich bewegt, und da reicht zum Glück normales Lauftempo, lassen die Biester einen in Ruhe.

Dann kommt eine auf der Karte ziemlich dick markierte Straße. Ich bin gespannt, ob man da noch gut Wandern kann oder ob es zu befahren ist. 

Man kann! 😄 Diesen Effekte hatte ich hier schon häufiger: Straßen sehen auf der Karte aus wie Hauptverkehrsadern (und das sind sie in dieser dünn besiedelten Gegend auch), würden in Deutschland jedoch problemlos als Wanderwege durchgehen. Und schöne Aussicht auf die Berge, die nun endlich nicht mehr weit sind, gibt es auch noch!

Und dann begegnet mir die erste Markierung für Winterwege: das rote Kreuz. Sowas gibt es nur in Gegenden, wo im Winter so viel Schnee liegt, dass man Ski und Schneemobil fährt. Ja, die Berge nahen! 

Kurz bevor ich den Ort Velta erreiche, mache ich noch eine ausgedehnte Rast, selbstverständlich unter Bäumen 😉 Ich finde sogar ein halbwegs mückenfreies und sonniges Plätzchen. 

Ich habe einfach noch ein bisschen Zeit, weil ich erst um vier Uhr in Velta sein will. Dort bin ich mit Torben verabredet. Wer ist Torben? Nun, vielleicht erinnert ihr euch, dass ich an Tag 119 meiner Tour dieses Foto gepostet habe. 

Das war in dem kleinen Ort Wilden im Sieger Land etwa bei Kilometer 2950. Ich war morgens in den Bergen, wohlgemerkt am 4. Mai, überraschenderweise im Schnee aufgewacht. Natürlich gerate ich total in Nordkap-Stimmung. Und dann weht unten im Tal eine Norwegen-Fahne, die ich fotografiere - einfach nur so aus Spaß. Doch es ist ein Foto mit wunderbaren Folgen. Ein paar Tage später bekomme ich eine Mail von Torben: 

Hej Philipp, meine Eltern haben mir gerade den Link zu deinem Blog geschickt. Das Haus mit der Norwegen-Fahne ist nämlich ihr Haus. Du hast dich mit ihren Nachbarn vorm Supermarkt unterhalten, die haben ihnen von dir erzählt, daraufhin haben sie in deinen Blog geschaut und dort ihren Vorgarten gefunden. Die Fahne haben sie gehisst, weil ich in Norwegen lebe. Ich wohne gar nicht weit von deiner Strecke und möchte dich gern einladen. 

Wow, das ist einer von diesen unglaublichen Zufälle, wie sie nur beim Wandern passieren! Heute ist es also soweit. Zwei Monate und 1500 km später stehe ich an der Brücke über den Fluss Flisa und warte auf Torben. 

Er holt mich mit dem Auto ab, und wir fahren auf seinen Hof ein Stück entfernt. Morgen wird er mich wieder nach Velta zurück bringen. Doch für heute Abend ist Luxus angesagt: ein super leckeres Essen, ein Zimmer mit Bett und ein wunderschöner gemütlicher Abend mit guten Gesprächen im Kreis der ganzen Familie. Wir unterhalten uns in einem lustigen Mix aus Deutsch, Englisch und Norwegisch, doch das funktioniert problemlos. 

Und bei einem Abendspaziergang zeigt Torben mir das Grundstück und die herrliche Aussicht auf die Berge. 

Ich bin dankbar für diese wunderbare Abwechslung und werde morgen sicher sehr gut erholt in die nächste Etappe starten.

Vielen Dank!

Tusen takk! 

Thanks a lot!

Genau solche Erlebnisse sind es, die so eine Wanderung zu etwas ganz Einmaligem machen.