Tag 228 - 5616 Bäume

Und wieder reduziere ich die Anzahl an Birken und Kiefern zwischen mir und meiner neuen Regenhose um eine erkleckliche Menge. Doch heute laufe ich durch strahlenden Sonnenschein, weswegen mir die Anschaffung gar nicht mehr so notwendig erscheint. Die Welt ist wie verwandelt. Für mich ist es gerade diese Abwechslung, die dafür sorgt, dass mir das Wandern in der Natur niemals langweilig wird. 

Was man, wie ich finde, diesen Bildern schon ganz gut ansieht, ist die Tatsache, dass die Sonne so weit nördlich selbst um die Mittagszeit nicht mehr besonders hoch steht. Ende August gibt es hier nur noch lange Schatten oder bei trübem Wetter eben keine Schatten.

Heute aber ist es nochmal so richtig schön warm! Perfektes Timing für eine Kallkälla, eine kalte Quelle, am Wegesrand. Die kommen über ganz Schweden verteilt reichlich vor. Der Vorteil zu anderen Wasserstellen ist zum einen, dass das Wasser durch seine sehr niedrige Temperatur super erfrischend ist, zum anderen ist es mit sehr hoher Sicherheit wirklich sauber. 

Und nicht bloß Wasser bietet der Weg. Ganz überraschend kommt mir ein Lanthandel, so heißen in Schweden die kleinen Läden auf den Dörfern, in die Quere. Man kann davor, auch wenn's auf den ersten Blick nicht so aussieht, tatsächlich ganz gemütlich sitzen. Ich gehe es mit Kartoffelsalat und Obst mal etwas gesünder an als neulich mit den Pommes. Außerdem gibt's Blaubeerjoghurt und ganz frisches, super leckeres Brot. Beides sogar regional! 

Es ist ein bis in den Abend hinein rund um schöner Tag, und ich stelle mal wieder fest, dass die Landschaft nicht immer wahnsinnig spektakulär sein muss, damit ich Freude am Draußensein habe. Eine Landstraße mit Nadelbäumen rechts und links reicht manchmal vollkommen aus. 

Und im Übrigen passieren die schönsten Naturerlebnisse manchmal ganz unerwartet. Gerade eben habe ich einfach so aus dem offenen Zelteingang heraus meinen ersten Polarfuchs gesehen. Da bin ich in den letzten Jahren hunderte von Kilometern durch nordskandinavische Wildnis gestampft, nicht nur, aber auch in der Hoffnung auf so eine Begegnung, und dann geschieht sie hier, in irgendeinem namenlosen, vergessenen Kiefernwald ein paar hundert Meter entfernt von der Landstraße nach Jokkmokk.