Tag 234 - 5759 Bäume

Die ganze Nacht regnet es in Strömen. Morgens sind die Wolken noch immer nicht leer, und ich laufe in einen ziemlich nasskalten Tag hinein. Kein, Auto, kein Haus, kein Garnichts. 

Plötzlich taucht neben mir im Regendunst ein Wegweiser auf, der einfach so nach rechts ins nirgendwo zeigt. "Namnlösvägen" (namenloser Weg) steht darauf. Hier hatte irgendjemand sehr viel Humor. Mir kommt es vor als sei dieses Schild nur dazu da, damit ich jetzt trotz Mistwetter laut loslachen kann, und das tue ich dann auch. 

Hinterher geht's mir besser, und als ich ein paar Stunden später die große, oder sagen wir mal größere, Straße erreiche, kommt auch endlich die Sonne raus. 

Nachmittags wird es sogar richtig sommerlich. 

Dann kommt Nattavaara, Dorf des Jahres 2004. Ich bin gespannt!

Holzhäuser, Birken und ein kleiner Laden (rechts im Bild). Naja, 2004 ist schließlich schon eine Weile her. 

Immerhin kann man hier was zu essen kaufen. Und einen Picknicktisch für eine Butterbrotpause gibt's auch. 

Beim Verlassen des Ortes überquere ich die Bahnlinie Stockholm - Narvik. In eineinhalb Monaten wird auch mein Zug hier hindurchtuckern auf dem Weg zurück nach Berlin. Vielleicht werde ich am Fenster sitzen, hinausschauen und mich an den heutigen Tag erinnern. Eine im Moment noch ganz unwirkliche Vorstellung! 

Die Tage werden langsam kürzer, aber heute erlaubt die warme, kraftige Abendsonne noch einmal langes Unterwegssein, und das nutze ich voll und ganz aus. 

In den letzten goldenen Strahlen der sinkenden Sonne baue ich mein Zelt auf. Mag sein, dass das kitschig klingt, aber es ist einfach so.

Während gestern Abend kühles Herbstlicht angesagt war, leuchtet der Wald heute ganz warm. Das ist es, was ich so liebe an dieser Art des Unterwegsseins: Wenn ich morgens aufbreche, weiß ich nicht, wo ich abends schlafen werde, und jeder Tag ist eine Überraschung!