Tag 263 - 6474 Bäume

Andalusisch blau ist der Himmel heute nicht, aber irgendwie passt der graue Nebel auch ganz gut zur felsigen Küste der Barentssee. 

In Olderfjord bin ich von der E6 auf die E69 abgezweigt. Damit ist es nochmal deutlich ruhiger geworden, denn die E69 führt eigentlich nur noch zum Nordkap, wo zu dieser Jahreszeit kaum jemand hin will, und in das kleine Städtchen Honningsvåg, wo nur knapp 2500 Menschen leben. 

Bernoscha empfindet die Gegend als kulinarische Zumutung, doch in der Not frisst das Schaf auch mal Strandhafer. 

Ich habe das Frieren inzwischen verlernt und kann selbst hier und heute noch ganz gemütlich am Strand liegen - mit viel zu langen Haaren zwar, aber ansonsten geht's mir richtig gut 😄  

Später kommt dann der erste von drei langen Tunneln, durch die ich in den nächsten Tagen durch muss. Da geht's mir dann nicht mehr ganz so gut. Denn ich bin kein Fan von engen Räumen, Höhlen und dergleichen, und zu Fuß durch einen Tunnel ist eigentlich echt nicht mein Ding.

Doch so kurz vorm Ziel will ich daran nicht scheitern. Also nehme ich allen Mut zusammen und los geht's. Schließlich habe ich grün 👍😀

Es werden ziemlich schnelle drei Kilometer durch diese düstere Röhre im Felsen. Ich bin völlig allein hier drin. Die ganze Zeit über kommt kein einziges Auto. Von den Wänden und der Decke tropft reichlich Wasser. Das hallt laut und klingt unheimlich. Manchmal fast wie ein unverständliches  Gebrabbel von Stimmen. 

Ich bin echt froh, als ich am anderen Ende ankomme. Doch ich sehe ein, bei so viel Fels ist vielleicht auch mal ein Tunnel nötig. 

Schluss für heute! Jetzt will ich nur noch einen Schlafplatz. Und ich finde einen ganz Wunderschönen mit weitem Blick aufs Meer. Hier kann ich den engen Tunnel ganz schnell vergessen und erfolgreich verdrängen, dass in ein paar Tagen noch zwei folgen werden.