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Zurück in Schweden

Am 3. Oktober um 13:45 Uhr heißt es dann: Ade Nordkap! 

Fröstelnd stehe ich vor der Nordkap-Halle und warte auf den Bus. Leider kommt entgegen der Internet-Auskunft keiner. Ratlos schaue ich in Richtung Süden, verschneite Berge soweit das Auge reicht. Was nun? Naja, ein paar Autos stehen da noch. Vielleicht ist ja jemand so nett, mich mitzunehmen. Ich schlendere über den Parkplatz. Ein Campingbus aus Heidelberg. Die hätten auf jeden Fall genug Platz für meinen großen Rucksack, und fragen kostet ja nix. Bingo, Volltreffer gleich im ersten Anlauf! Trailmagic geht weiter, auch noch nach der Tour!

Sabine und Sven sind total nett und nehmen mich mit zurück zum Campingplatz in Olderfjord, genau dahin will ich, und ein Käsebrot gibt's auch noch! Wow, wie schnell die Fahrt mit dem Auto geht. Zu Fuß habe ich fünf Tage gebraucht. Jetzt sind es etwa zwei Stunden. Als ich in Olderfjord aussteige, treffen wir einen Mottorradfahrer aus Spanien, der auch gerade vom Nordkap zurück kommt. Er ist vor eineinhalb Monaten gestartet, und wo? In Tarifa! Was für ein lustiger Zufall! 

Die Nacht über steht mein Zelt wieder genau da, wo es vor sechs Tagen schon mal stand. Am nächsten morgen mache ich mich mit dem Bus (diesmal einer, der auch tatsächlich kommt) auf den Weg nach Hammerfest, wo ich an Bord eines Hurtigrutenschiffs gehe.  

Die Polarlys bringt mich die norwegische Küste hinunter bis nach Harstad. 19 Stunden dauert die Fahrt. Eigentlich ist die Hurtigrute ziemlich teuer, aber wenn man keine Kabine nimmt, dann geht's. 

Was für ein Luxus, und der Regen kann mir ausnahmsweise mal völlig egal sein! Es macht schon Spaß, so durch die Panoramascheibe zu gucken, doch nach ein paar Stunden Entspannung beschließe ich, dass Wandern noch tausendmal schöner ist, auch wenn man dabei nass wird. 

Es geht nach Süden, der Sonne entgegen. Ein komisches Gefühl, denn neun Monate lang wusste ich, ich muss die Sonne im Rücken haben, sonst bin ich irgendwie falsch. Aber jetzt ist das nicht mehr so. Meine Wanderung ist vorbei. Und um mir selbst ein bisschen klarer zu machen, dass das Kapitel "Europa Süd-Nord" zu Ende ist und ein Neues anfängt, habe ich mir (die Nachricht des Tages 😄!!!) gestern Abend meinen Through-Hiker-Bart aus dem Gesicht genommen. Mit dem Ding hätte ich mich auch kaum auf so einen Luxus-Liner hier raufgewagt. 

Allerdings, wird das Leben mit zu viel Komfort schnell langweilig, finde ich jedenfalls, und bin froh, auf eine Kabine verzichtet zu haben. Denn wenn ich nicht die ganze Nacht in einem bequemen Clubsessel vor der Panoramascheibe hätte verbringen müssen, dann wäre mir dieses grandiose Nordlicht entgangen. 

Früh morgens legt die Polarlys in Harstad an, und ich fahre mit dem Bus weiter nach Narvik. 

Mann, so weit südlich! Hier sieht es ja beinah mediterran aus. Bäume mit Blättern und zum Teil sogar noch grün!

Von Narvik aus gibt's einen Zug nach Abisko. Das ist schon wieder Schweden.

Abisko liegt höher in den Bergen und ein Stück von der Küste entfernt. Hier kommt der Winter früher, und das sieht man.

In der Fjällstation treffe ich mich am Dienstag mit Martin. Wir wollen eine Woche bleiben und hoffen, dass wir Nordlicht sehen. Ich habe mich heute schon eingemietet und werde die Wartezeit mit Spaziergängen durch die herrliche Berglandschaft ringsum sicher gut ausfüllen können. Schließlich muss ich, da ihr ja so großzügig wart, zu viel zu spenden, noch ein paar Baum-Kilometer abreißen. Bestimmt kommt dabei das eine oder andere winterliche Foto rum. Also schaut gern in ein paar Tagen nochmal rein!