Tag 4: Die kleinen Dinge am Wegesrand

Wenn im Morgengrauen die Kraft der Babywärmflasche nachlässt, dann bin ich nicht mehr cool, dann ist mir nur noch kalt. Wenn ich dann aus dem Schlafsack heraus und danach im Schnee herumkrieche, um das Zelt abzubauen und meinen Kram zusammenzupacken, sind das genau die ungefähr zwanzig Minuten des Tages, in denen ich mich immer wieder frage: warum nochmal?!

Doch zum Glück dauert es nie lange bis irgendetwas Schönes passiert, und dann weiß ich die Antwort: Deshalb! Heute waren es die lauten Rufe der Wassergänse an einem nahegelegenen See, die mich aufgemuntert haben. Und kaum stand ich am Ufer, hat sich eine genau vor meiner Kamera majestätisch aus dem Wasser erhoben. Sah wirklich wunderschön aus! Beim Wandern hat man Zeit, sich über die kleinen Dinge am Wegesrand zu freuen. Und genau darum lohnt es sich, zu Fuß unterwegs zu sein.

Die Gans also war kleines Ding Nummer 1. Nummer 2 ist eine Grotte, die im 19. Jahrhundert von einem Tischler als Werkstatt genutzt worden sein soll, so jedenfalls behauptet es eine Infotafel. Falls er dort auch im Winter gearbeitet hat, muss er bewundernswert kälteresistent gewesen sein.

Kleines Ding Nummer 3 ist eine Elchspur im Schnee. Heute noch ohne Elch, aber vielleicht kommt der ja morgen.

Kleines Ding Nummer 4 ist die Grenze zwischen Karlskrona und Rönneby. Dieses Schild signalisiert mir, dass ich auf meinem Weg durch Schweden immerhin schon den ersten Landkreis (kommun) durchquert habe.

Die Stadt Rönneby, wo ich endlich mal wieder auf einen Supermarkt treffe, erreiche ich zwar erst morgen. Aber mir vorzustellen, was ich da alles kaufen könnte, damit fange ich jetzt schon mal an. Ich bin ja immerhin schon sozusagen im Umland und werde sogar auf deutsch begrüßt. Neuer Proviant naht! 

Beim Wandern hat man eigentlich permanent Hunger und so etwa jeder zweite Gedanke dreht sich ums Essen. So kommt kleines Ding Nummer 5 wie gerufen: Ein Picknicktisch für eine sonnige Mittagspause am See ☀️

Genau, Sonne! Die war heute nämlich wieder da, hat den Schnee ordentlich zum Schmelzen gebracht und das Wasser wieder flüssig gemacht.

Vormittags gibt es zwar noch ein paar Wolken, hinter denen sie sich ab und zu versteckt.

Doch insgesamt schlängelt sich mein Weg durch einen zunehmend schneeärmeren, mit etwas Optimismus schon beinah frühlingshaften Wald.

Und nachmittags ist der Himmel schon fast sommerlich blau.

Nach Sonnenuntergang allerdings zieht es sich zu. Gleich sieht es wieder viel rauer und ein bisschen nach Zeltplatz am Ende der Welt aus.

Aber als ich später nochmal rausgucke, habe ich einen beeindruckenden Sternenhimmel über mir. Es ist also wieder wolkenlos. Vielleicht ja morgen auch 😊