Tag 5: Vom Eise befreit...

Vom Eise befreit ist morgens nach dem Zeltabbau zwar erstmal nur das Stückchen Boden, auf dem ich geschlafen habe, doch der blaue Himmel über dem See lässt auf mehr hoffen.

So sieht das übrigens jeden morgen unter mir aus. Gegen mich und die Babywärmflasche hat der Schnee keine Chance. Doch tagsüber macht mein tapferer Mitstreiter leider Pause. Ich schaufel bibbernd ein bisschen Müsli mit Kakaopulver und Eiswürfelwasser in mich hinein und sehe der Sonne zu, wie sie ganz langsam über den Baumwipfeln sichtbar wird und lange Strahlen auf den Uferstreifen wirft. Plötzlich kann ich sehr gut nachvollziehen, warum es in vielen Kulturen Sonnengötter gibt. Bin ich doch selbst gerade kurz davor, das wärmende Ding da oben anzubeten.

Fehlen nur noch ein paar Blätter, dann wäre der Frühling komplett! Aber macht nichts, ich kann die Zeit ja mit einem Blick in die Nadelbäume überbrücken.

Ihr seht, die Sonne meint es wirklich gut mit mir!

Vom Eise befreit sind Ströme und Bäche... die Seen allerdings brauchen noch ein paar Tage.

Trotzdem fühlt es sich schon fast an wie ein Osterspaziergang 😉

Ich kann einfach so Rast machen und trinken, ohne vorher auf eine Eisdecke einschlagen oder -treten zu müssen. Hier fließt das Wasser ganz von selbst in meinen Becher - erfrischend kühl, aber frei von Eiswürfeln - und ich muss gar nichts dafür tun.

Bernoscha ist überglücklich, als er am Wegesrand eine Blume entdeckt.

Und ich freue mich über meinen beinah schneefreien Schatten.

Ihr seht, der Vormittag ist voll und ganz dem Sonnengott gewidmet. Der Nachmittag hingegen steht mehr im Zeichen der Nahrungsaufnahme. Wie gestern schon angekündigt, erreiche ich das Städtchen Rönneby.

Hübsches Kirchlein, sonst eher trist. Dass sich der Himmel wieder zugezogen hat, tut ein Übeiges. Aber vielleicht hab ich mir auch einfach nicht genug Zeit genommen, um den Ort richtig zu erkunden. Könnte daran gelegen haben, dass ich Hunger hatte und sehr zielstrebig direkt zum Supermarkt gelaufen bin.

Schweden-Insider werden erkennen, dass da Kex aus meinem Rucksack ragt. Kex ist der in Schweden wahrscheinlich meist verkaufte Schokoriegel, eine Art Waffel mit Schokoüberzug. Gibt's wirklich überall, auch noch in der hinterletzten Berghütte. Wer in Schweden wandern geht, der kommt am Kex nicht vorbei.

Und bei der Gelegenheit will ich euch gleich noch eine zweite schwedische Spezialität vorstellen: Blaubeersuppe. Schmeckt einfach super in jeder Lebenslage! Auch unter trübem Himmel und obwohl ich eher unbequem auf dem eiskalten Rand eines Waschbeton-Blumenkübels voller schneebedeckter Unkrautreste kauere. Nachdem ich ausgetrunken habe, hält mich hier allerdings nichts mehr. Raus aus Rönneby und ab zurück in den Wald!

Und was ich an dieser Stelle mal loswerden will: Viele von euch haben mir während der letzten Tage geschrieben, um mir alles Gute für meine Tour zu wünschen. Ich habe mich wirklich sehr über all eure Nachrichten gefreut. So viel Zuspruch ist einfach toll und super wichtig, damit eine Wanderung gelingen kann!