Tag 8: Stressfreie Zone

So sieht es unten am See, wo ich gestern den Sonnenuntergang fotografiert habe, heute morgen aus. "Abendrot - Schönwetterbot" hat also funktioniert. 

Bernoscha wagt sich ein letztes Mal aufs Eis. Selbst für Leichtgewichte wie ihn dürfte die Schlittschuh-Saison bald zu Ende sein. Der Frühling naht unaufhaltsam. 

Und schon wieder rede ich vom Wetter. Normalerweise ist das ja so ein Verlegenheitsthema, wenn einem sonst nichts mehr einfällt, aber hier draußen, unterwegs ohne ein festes Dach über dem Kopf, ist das ganz anders. Da ist Wetter sehr essentiell. 

Unter malerischen Schäfchenwolken laufe ich in den Tag hinein. Und wer auf ein bisschen Bilderbuch-Schweden gehofft hatte, hier ist es. 

Die Spechte hämmern um die Wette, in den Baumkronen zwitschert es lautstark und zwischen den Stämmen und Zweigen schimmert helles Sonnenlicht hindurch. Nichts kann die Welt aus ihrem Frühlingsmodus reißen, könnte man denken. Doch dann ganz plötzlich verstummen die Vögel, eine graue Wolke schiebt sich vor die Sonne, wie aus dem Nichts bläst ein schneidend kalter Wind und ein kräftiger Hagelschauer geht nieder.

Nach wenigen Minuten ist alles vorüber, die Sonne ist zurück, der Himmel wieder blau und der Vogelgesang geht weiter, als sei nichts gewesen.

Vormittags wiederholt sich dieser Wechsel gleich mehrmals. Doch Nachmittags wird es so stabil sonnig und windstill, dass klar sein dürfte: die weißen Wege waren kein winterlicher Rückfall, sondern nur ein kleiner Scherz, und das Eis schmilzt weiter.

Im Tal des Mörrumsån ist das Wasser nicht nur unübersehbar flüssig, sondern rauscht auch ganz schön wild. Kein Wunder, schließlich ist der Mörrumsån der größte Fluss der Provinz Blekinge und es gibt sogar Lachse darin.

Wie macht man so ein Foto, werdet ihr euch vielleicht fragen. 

Nun, natürlich von einer schwankenden Hängebrücke aus, wie sonst?! 

Am Ufer des Mörrumsån wächst Buchenwald, in dem man wunderschön spazieren gehen kann. Dadurch dass die Bäume noch kahl sind, dringen die Sonnenstrahlen bis zum Boden und lassen das alte Herbstlaub golden leuchten.

An einem Stamm hat jemand ein Schild befestigt. Ich denke, um die Aufschrift zu verstehen, muss man kein Schwedisch sprechen.

Passt auf jeden Fall perfekt zur Atmosphäre, denn das gleichmäßige Rauschen des Flusses hat tatsächlich eine sehr beruhigend Wirkung. Mitten in dieser stressfreien Zone schlage ich im Dickicht nahe am Ufer mein Zelt auf.

Dann gibt's Abendessen und hinterher heißt es abwaschen mal anders und natürlich absolut stressfrei!