Tag 10: Ein Wellness-Tag in Olofström

Nach zehn Tagen Schnee, Eis, Wald und Matsch ist heute mal wieder ein bisschen Entspannung in der Zivilisation angesagt. Es sind nur noch 15 km bis nach Olofström und mein Rucksack wiegt beinah nichts mehr, denn das Zelt ist halbwegs trocken und mein Proviant angesichts der nahenden Einkaufsmöglichkeiten so gut wie aufgebraucht. Auf der Hälfte der Strecke lasse ich mich in schon beinah unverschämt frühlingshafter Atmosphäre am Wegesrand nieder und esse meine nun wirklich allerletzten Kekse.

Danach komme ich mir so leicht vor, dass ich fast vom Boden abhebe. Auf einer asphaltierten Straße fliege ich Olofström trockenen Fußes entgegen. Das Verkehrsaufkommen lässt Großes ahnen.

Und eh ich's mich versehe, bin ich auch schon da. In Olofström steht man eigentlich sofort mitten im Zentrum und ist auch sofort zur anderen Seite wieder raus. Zwar besteht gestalterisch definitiv noch Luft nach oben (siehe Foto). Doch eins muss man Olofström lassen: Der Ort ist sehr übersichtlich und die Wege sind kurz.

Den Supermarkt habe ich rasch entdeckt (bekanntes Logo im Hintergrund). Und da ist auch der namensgebende Ström, an dem entlang der Campingplatz sehr leicht zu finden ist. Die andere Hälfte des Ortsnamens rührt von einem gewissen Olof her, der hier im 18. Jahrhundert eine Fabrik gründete.

Soviel zur Historie. Relevanter für mich: Der Ort hat alles zu bieten, was nötig ist, um meinen während der letzten zehn Tage bescheiden gewordenen Wellness-Anspruch zu befriedigen. Zunächst Mal kann man hier frisches Obst kaufen. Danach sehne ich mich schon seit ein paar Tagen. Es gibt Leute, die denken, dass ich beim Wandern ausschließlich von Schokolade lebe. Stimmt aber nicht, nur fast.

Obendrauf liegt noch ein Blaubeer-Trinkjoghurt. Blaubeeren gehören mindestens genauso untrennbar zu Schweden wie ein gewisses Möbelhaus und müssen einfach bei jedem Einkauf in irgendeiner Form dabei sein. Übrigens ist auch Bernoscha mit unserem Aufenthalt in Olofström rundum zufrieden: Auf dem Weg raus aus der Stadt trifft er einen Troll, der sogar bereit ist, sich mit ihm ablichten zu lassen. Sowas passiert nicht vielen Schafen!

Den Campingplatz habe ich zusammen mit Bernoscha und ein paar nicht anwesenden Dauercampern ganz für mich allein.

Praktischerweise verläuft unten am See direkt der Blekingeleden, so kann ich morgen ganz unproblematisch wieder starten: Kurze Wege, ich sag's ja. Doch jetzt erstmal die warme Dusche, der ich schon seit einigen Tagen entgegenfiebere. Dann ist Wäsche waschen dran. Während so ziemlich alles, was ich sonst an Kleidung bei mir habe, in Waschmaschine und Wäschetrockner vor sich hin rotiert, kann ich euch das letzte Woche versprochene Badehosen-Foto wohl kaum länger vorenthalten. Aber erstmal nur in Innenräumen. Badehose am See dauert noch ein bisschen.

Der Höhepunkt meines Wellness-Abenteuers: Pasta Fresca im anheimelnden Ambiente des Aufenthaltsraumes. Natürlich nicht ohne Sauce, die ist nur weiter unten, so dass ich mich erstmal zu ihr durchessen muss. Umrühren ist, wenn man nur einen eher kleinen Topf zur Verfügung hat, manchmal gar nicht so leicht.

Ich beschließe den Tag mit einem Kaffee, einem Schokocookie und meinem neuberworbenen schwedischen Krimi. Das Ganze in aufrechter Sitzhaltung mit Tisch und Stuhl. Was für ein Luxus! Ich kann mich gar nicht sattsitzen.

Obwohl die Story eigentlich im hohen Norden Schwedens spielt, passt auch die südliche Umgebung hier vor Ort perfekt: verlassener Aufenthaltsraum eines verlassenen Campingplatzes und draußen vorm Fenster wird es langsam dunkel.