Tag 13: Schwedens tiefster Punkt

Zum Frühstück Gummischnuller-Doping mit Blick aus dem Fischmaul, in dem noch mein Zelt zum naja "trocknen" hängt. Der Wald sieht nass, neblig und verwunschen aus. Unten am See machen die Wasservögel Rabatz. Plop, plop, plop... tröpfelt es auf das Dach des Fischs.

Hier seht ihr meine zwei Lieblingsthemen vereint in einem Foto: Wetter und Essen. Gern könnt ihr meinen Blog auch als Wetterbericht lesen, nur vielleicht nicht unbedingt als Ernährungsratgeber. Wobei ich zu meiner Verteidigung anmerken muss, dass das da in der Flasche keine Cola zum Morgenkaffee ist, sondern ein Rest umgefüllte Blaubeersuppe. Cola war gestern.

Weiter geht's auf typischen Wegen durchs ländliche Skåne Richtung Kristianstad. Ja, heute erreiche ich mal wieder Zivilisation. Doch zunächst führt der Wanderweg umständlich, aber wunderschön um die Stadt herum durch ein wasserreiches Vogelschutzgebiet. Tatsächlich nennt sich die Gegend auch Vattenriket (Wasserreich). Eigentlich hatte ich davon ja während der letzten Tage wirklich genug. Einen Augenblick überlege ich, ob ich nicht lieber der Straße direkt ins Zentrum folge, statt einen Umweg zu gehen, nur um noch mehr Wasser zu sehen. Doch am Ende bin ich froh, die Extra-Runde gedreht zu haben.

Wie ihr seht wachsen auch hier Bäuma aus dem Wasser, aber das gab's ja gestern schon. Neu dagegen ist der Überschwemmungsgrad der Wege. Der toppt hier wirklich alles. Ich schaffs nur knapp ohne Badehose.

Doch meistens gibt es zum Glück Brücken.

Auf einem Vogelbeobachtungsturm sonne ich mich in der glühenden Mittagshitze und esse dabei einen Himbeer-Kvarg.

Ich meine natürlich Quark, aber eigentlich finde ich die schwedische Schreibweise viel lustiger und auch irgendwie naheliegender. Vielleicht sollten wir sie mit der nächsten Rechtschreibreform einfach ins Deutsche übernehmen.

Nach meiner Kvarg- Mahlzeit meistere ich frisch gestärkt noch einige weitere, zum Glück weitgehend trockene Kurven, dann stehe ich plötzlich relativ unvermittelt mitten im Zentrum. Und falle sozusagen direkt aus dem Sumpf in die Fußgängerzone.

Nachdem man die Innenstadt hinter sich gelassen hat, wartet etwas unscheinbar versteckt im Birkenwald neben einer Schnellstraße noch eine Sehenswürdigkeit. Wahrscheinlich ist euch auf den Wasserbildern vom Vogelschutzgebiet bereits aufgefallen, dass die Gegend eher flach ist. Und tatsächlich liegt am östlichen Stadtrand der tiefste Punkt Schwedens: 2,32 m unter dem Meeresspiegel.

Ab jetzt geht's nur noch bergauf. Im Juli will ich den höchsten Punkt des Landes erreichen, den 2096 m hohen Kebnekaise. Vermutlich ist die Landschaft da oben etwas spektakulärer als hier. Doch ich dachte mir, auf einer Tour durch ganz Schweden gehört der tiefste Punkt eben auch dazu. Auf der Karte seht ihr ihn bei Nummer drei. Seit Karlskrona bin ich 275 km gelaufen.

Heute ist übrigens Tag-und-Nachtgleiche. Für mich heißt das, ich kann allmählich wieder länger in den Abend hineinwandern. Ein bisschen merkt man das schon. Irgendwie wird es heller.

Abends noch so ein Foto, das hätte zu Beginn der Tour nicht geklappt. Und wie ihr sehen könnt, hat sich am Ende des Tages doch noch ein bisschen blauer Himmel gezeigt. Ein kräftiges Abendrot gab es auch.

Vielleicht heißt das ja, dass morgen die Sonne scheint. Doch jetzt scheint erstmal wieder die Taschenlampe in meinem Zelt.