Tag 17: Viele großartige Erfindungen

Tatsächlich sieht der Wald morgens ziemlich nass aus. Naja, war ja gestern auch kein Abendrot, sondern nur Abendgelb. Das reicht offenbar nicht, um den Regen zu stoppen.

Es kam tatsächlich soviel Wasser vom Himmel, dass ich bis Mittags absolut keine Chance hatte, irgendein Foto zu machen, ohne dass mein Handy dabei weggeschwommen wäre. Deshalb werde ich euch den Tag bis dahin einfach erzählen. Die Landschaft könnt ihr euch in etwa so vorstellen wie gestern, nur eben alles grau in grau und hoffnungslos matschig. Trotz des wenig einladenden Wetters, ist ganz schön was los: Ein paar Rotkehlchen tänzeln von Zweig zu Zweig und trillern vor sich hin. Kraniche stolzieren über die Felder und stoßen ihre trompetenartigen Rufe aus. Ein Hase hoppelt mit beeindruckender Schnelligkeit über einen Acker und verschwindet im Gehölz. Auf einer Weide grast unverdrossen eine Herde Hochlandrinder. Eine Kröte hüpft vorbei, mir fast auf den Fuß. Und über den Weg kriechen jede Menge Regenwürmer und Schnecken, teils nackt, teils mit Haus. Ein kräftiger Gegenwind peitscht mir den Regen direkt ins Gesicht. Auf den baumlosen Stücken ist es besonders schlimm und ich bin wirklich dankbar für jeden Wald, der etwas Windschutz bietet. Ich glaube, ohne Wald wäre ich heute nicht besonders weit gekommen. Wald ist eine großartige Erfindung! 

...und diese vindskydds ebenfalls. Nachdem ich 13 km einfach durchgeprescht bin, kommt endlich wieder einer und ich kann im Trockenen ein bisschen verschnaufen. Zum Glück hört der Regen nun endlich auf, ansonsten wäre es mir wirklich schwer gefallen, wieder da raus zu gehen.

Schon von mediterran zu sprechen, wäre vielleicht etwas voreilig, doch verglichen mit Teil 1 dieses Tages kommt es mir beinah so vor. Und das ist noch nicht alles. Es wird noch besser.

Schließlich ist es so warm, dass ich wieder anfange herumzutrödeln, andauernd stehen zu bleiben, mich an den Dingen am Wegesrand zu erfreuen und, ihr ahnt es schon, meine Baum-Serie fortzusetzen.

So, einer noch, dann ist Schluss.

Gegen Abend erreiche ich den Ort Snogeholm. Hier gibt's zusätzlich zu den Bäumen auch noch ein Schloss.

Ihr müsst es zwischen den Bäumen ein bisschen suchen. Größer ging leider nicht. Schloss Snogeholm hat für Besucher noch nicht geöffnet und näher kommt man nicht ran. Während der Vorsaison scheint der Ort vor allem von Gänsen bewohnt. Sie watscheln so ziemlich auf jedem Fleckchen Wiese herum und lassen sich deutlich leichter fotografieren als das Schloss.

Während ich so vor mich hin träume und in der Gegend herum fotografiere, scheint die Sonne unermüdlich weiter, bis mein Rucksack tatsächlich wieder völlig trocken ist. Der verregnete Morgen kommt mir plötzlich sehr weit weg vor. War das wirklich heute?

Abends finde ich etwas überraschend einen sogenannten Selbstbedienungs-Campingplatz, die dritte großartige Erfindung dieses Tages: Eine Wiese mit einem Häuschen, in dem es eine warme Dusche gibt. Man kann sich online anmelden und bezahlen, dann kriegt man den Zugangscode für die Tür. Warmes Wasser gibt es zwar nur von Freitag bis Sonntag, doch heute ist ja Freitag! Hab ich ein Glück! Mein Zelt schlage ich natürlich zwischen schönen Bäumen auf, diesmal Birken.