Tag 20: Ab jetzt nur noch nach Norden

Als ich erwache, scheint die Sonne mitten in mein Osterei, wenn auch nicht warm, so doch immerhin hell.

Nach wenigen Kilometern stehe ich mal wieder am Meer und zwar nicht irgendwo, sondern in Smygehuk. Das ist Schwedens südlichster Punkt. Danach kommt nur noch die Ostsee und dann irgendwann Mecklenburg-Vorpommern.

Auf der Karte seht ihr Smygehuk bei Nummer 5. Ab jetzt laufe ich nur noch nach Norden.

In Smygehuk gibt es einen großen Kompass mit Pfeilen aus Stein, die die Luftlinien-Entfernung in verschiedene europäische Städte anzeigen, auch Berlin.

Eigentlich bin ich gerade nicht sehr weit von zu Hause entfernt und heute morgen ist die See so klar, dass man fast meint, Deutschland am Horizont erahnen zu können.

Ich entdecke einen alten Leuchtturm, auf den man sogar hinaufsteigen darf.

Er ist komplett aus Metall und es hallt, scheppert und quietscht ganz schön, während ich die Wendeltreppe hochlaufe. Allerdings nur kurz, denn es sind nur 17 Meter. Doch in einer sonst sehr flachen Gegend reicht das für gute Aussicht zurück auf den südlichsten Punkt locker aus.

In Richtung Trelleborg wandere ich immer am Strand entlang.

Teils unter blauem, teils unter etwas bewölktem Himmel.

Zwischendurch liege ich eine Weile in der Sonne und schaue den Schwänen zu.

Als ich nachmittags Trelleborg erreiche, hat sich der graue gegenüber dem blauen Himmel endgültig durchgesetzt.

Aber macht nichts, ich gehe sowieso erstmal in die Shopping Mall. Ja, tue ich tatsächlich. Aber nur um dieses kleine rote Ding da zu kaufen, das ihr neben meinem Rucksack stehen seht. Nach fast drei Wochen und insbesondere zu Beginn ausgiebigem Gebrauch meiner Wärmflasche musste langsam mal eine neue Gaskartusche her. 

Als ich wieder draußen bin, ist der Himmel nicht nur grau, es regnet auch. Vielleicht passiert das häufiger in Trelleborg, zumindest ein Denkmal in der Fußgängerzone lässt darauf schließen.

Auf dem Weg raus aus der Stadt wird aus Regen, Hagel, dann Schnee, dann wieder Hagel und nochmal Regen. Ein kleiner Vorgeschmack aufs nahende Aprilwetter. Irgendwann habe ich die letzten Häuser hinter mir gelassen und gelange in ein kleines Wäldchen.

Ich finde schon bald, wonach ich suche. Ihr ahnt schon: ein vindskydd. Lustigerweise hoppelt mir auf dem Pfad dorthin ein Kaninchen voraus und weist mir sozusagen den Weg. Ist also ein bisschen wie bei Alice im Wunderland oder eben wie kurz vor Ostern.

Wie ihr seht, gebe ich mir alle Mühe trotz gelegentlichem Schneefall in österlich-sommerlich relaxter, gutgelaunter Stimmung zu bleiben. Schokolade zum Nachtisch kann da manchmal Wunder wirken.