Tag 27: Ein Schaf will tanzen

Und wieder mein Zelt in der Morgensonne. Wenn man ein bisschen wartet, ist sie schon so kräftig, dass sie den Morgentau von der Plane wegtrocknet. Dauert ein bisschen, aber mit Fotografieren lässt sich die Zeit gut überbrücken 😉

Dann geht's los und hinein in einen weiteren Tag mit sehr viel glitzerndem Meer. Jetzt ist es nicht mehr der Öresund, sondern das Kattegat. Dänemark am anderen Ufer entfernt sich allmählich und die See wird offener.

Manchmal laufe ich direkt am Wasser entlang...

...manchmal ein Stück durch Heidelandschaft mit Kiefernwald.

Und falls jemand die roten Häuschen vermisst, hier sind mal wieder ein paar. So viele gibt es in dieser Gegend gar nicht, aber keine Sorge, das typische Bullerbü-Schweden kommt noch.

Heute kommt erstmal der Kullaberg, eine felsige Halbinsel, die sich lang und spitz ins Meer vorschiebt. Auf der Karte ist es die Nummer 4.

2 und 3 sind übrigens Landskrona und Helsingborg. Da hatte ich euch die Karte versehentlich vorenthalten.

"Letzter Lebensmittelladen vor dem Kullaberg" steht auf einer Schautafel vor dem Supermarkt, wo ich heute einkaufe. Das klingt ja als beginne jetzt die Wildnis, was laut Karte eigentlich nicht der Fall ist. Auf der Halbinsel gibt es mehrere kleine Orte, Gastronomie, sogar einen Golfplatz und eine Straße bis ganz zum äußersten Ende. Naja, eine kleine Wildnis vielleicht. In Nordschweden kommt mehr.

Vorsichtshalber decke ich mich trotzdem ausreichend mit Essen ein. Das dünne, gut faltbare Brot heißt Tunnbröd, eine nordschwedische Spezialität. Man kann darin perfekt alles mögliche einrollen. Ich habe mich für Krabbensalat entschieden. An einem Picknicktisch bastele ich mir acht Krabbenwraps zusammen, von denen zwei nur knapp das Foto überleben. Der Rest kommt in den Rucksack. Kühl lagern klappt ja im Moment noch recht zuverlässig, trocken nicht immer, aber heute schon. Mit sechs Krabbenwraps im Gepäck breche ich also in die Wildnis auf.

Bei "Nils Holgersson" ist der Kullaberg der Ort, an dem sich die Tiere jedes Jahr treffen, um dem Tanz der Kraniche zuzusehen. Doch auch andere Wesen bereichern die Veranstaltung mit verschiendenen Darbietungen: Hasen sind darunter, Auerhähne, Krähen, Füchse um nur einige zu nennen. Bernoscha ist ein wenig enttäuscht, dass Selma Lagerlöf keine Schafe erwähnt, denn die, so meint er, könnten bestimmt auch was Schönes performen.

Naja, vielleicht nächstes Jahr! 🐑🐑👯 Dieses Jahr haben wir das Event sowieso knapp verpasst, da es traditionell am 29. März stattfindet. Landschaftlich ist der Kullaberg trotzdem absolut sehenswert. Oben ist er flach mit Wiesen...

...Wald und Heide.

Die Kanten jedoch fallen spektakulär steil ins Meer ab. Die Küste ist völlig zerklüftet und voller bizarrer Felsformationen.

Ein bisschen beneide ich die Wildgänse, denn die Anreise aus der Luft ist vermutlich deutlich unbeschwerter. Für mich ist es manchmal ein ziemliches Gekraxel.

Doch beim Wandern gilt nicht selten: Je anstrengender, desto schöner. Und so werde ich am Ende mit einem Sonnenuntergang beim einsamen Leuchtturm an der außersten Spitze der Halbinsel belohnt 

Dann muss ich mir noch schnell einen Schlafplatz suchen, und zwar irgendwo, wo keine Felsen sind.

Heute also mal nicht direkt am Meer. Doch ein Buchenwald, zwischen dessen Geäst der Vollmund hervorschimmert, ist auch kein schlechter Platz. Dazu noch meine kühl und trocken gelagerten Krabbenwraps. Was will ich mehr? Naja, vielleicht den Blog morgen wieder früher fertigkriegen. Tut mir leid, dass es heute so spät geworden ist. Gute Nacht!