Tag 40: Immer der Möhre nach

Nach vier "Fastentagen" kommt heute endlich mal wieder ein Supermarkt. Allerdings erst im 25 km entfernten Örtchen Fjärås. Ich muss also noch ein bisschen durchhalten mit meinen letzten Keksen.

Nichts gegen Tuc, aber eigentlich will ich jetzt wirklich was anderes. In Ermangelung von Alternativen esse ich natürlich trotzdem die ganze Packung auf. Mit dem Ergebnis, dass ich kurz darauf schon wieder anhalten muss, weil ich Durst habe. Zum Glück gibt's Wasser auch außerhalb der Zivilisation.

Jetzt aber weiter. Ich will schließlich in Fjärås ankommen, bevor ich verhungert bin. Die ganze Zeit kreisen mir irgendwelche Essensphantasien durchs Hirn. Doch die Realität besteht nur aus immer noch mehr Bäumen und mein Einkaufserlebnis will einfach nicht näher rücken.

Mittags kommt zum Glück die Sonne raus, und zwar so richtig. Zum ersten Mal auf meiner Tour ist wirklich T-Shirt-Wetter und die Landschaft glänzt vor lauter Frühling. Das lenkt mich ab und lässt mich wieder ein bisschen über die Möhre vor meinem Gesicht hinausschauen.

Wie gestern sitze ich lange am Ufer eines Sees und es ist so schön hier, dass ich den Hunger zwischenzeitlich sogar vergesse.

Beim Weitergehen rächt sich die Sache natürlich, denn zwischen Traum und Wirklichkeit liegen immer noch 10 km Bäume...

...und rote Holzhäuschen.

Wenn ich nicht so viel in der Gegend rumtrödeln würde, könnte ich schon da sein. Doch wenn es am Weg so viel Schönes zu sehen gibt, dann ist "schnell" manchmal einfach keine Option.

Ihr seht, die Sonne steht schon tief und noch immer ist weit und breit kein Supermarkt in Sicht. Zum Glück kommt unterwegs nochmal eine Trinkwasserpumpe. 

Flüssigkeit hilft ja auch bei leerem Magen, wenigstens so lange, bis ich dann doch endlich in Fjärås vorm Supermarkt stehe.

Ziemlich tote Hose hier, aber der Laden hat, wie in Schweden für Lebensmittelgeschäfte allgemein üblich, auch heute am Sonntag geöffnet.

Ich haue ordentlich rein, packe den Rest in meinen Rucksack und stürze mich dann auf die letzten paar Kilometer bis zum Schlafplatz.

In der Gegend um Fjärås beginnt die Göteborgsmoränen, ein von den Eiszeiten geformter, felsiger Höhenrücken, der mit Heidekraut, Wacholdergebüsch und Kiefern bewachsen ist.

Natürlich erreicht man Göteborg auch bequemer auf einer Autobahn. Man muss nicht den Weg über die Moräne nehmen, aber man kann. Vorteile sind die gute Luft, die schöne Aussicht und dass man nicht im Stau steht. Nachteil: Es dauert länger.

So lange, dass man entweder auch im Dunklen weiterwandern oder sich mit einem im Rücken eher felsigen Nachtlager begnügen muss.

Ich für meinen Teil bin trotzdem entschieden pro Moräne. Naja, zumindest für den Augenblick: bequem im Liegen mit dem Sternenhimmel über mir. Mal sehen, was ich morgen sage, wenn ich weiter im Schneckentempo Göteborg entgegenkraxele.