Tag 43: Frühling in Göteborg

Meinen Weg in die City finde ich wie immer in großen Städten am besten entlang der Fahrradwege.

Und nein, ich habe nicht den E-Roller genommen, sondern bin auch heute alles tapfer gelaufen. Allerdings ohne Rucksack, war also gefühlt fast wie fliegen. Entsprechend schnell erreiche ich die Innenstadt.

An manchen Stellen erinnert mich Göteborg ein bisschen an Hamburg. Vielleicht, weil es auch eine Hafenstadt an der Mündung eines großen Flusses ist. 

Göteborgs Elbe heißt Göta älv. Am Hafen Lilla Bommen gibt es eines der größten Segelschiffe Nordeuropas zu bestaunen. Die Viking ist 108m lang, wurde 1906 in Kopenhagen gebaut und ist schon bis nach Südafrika und Australien gefahren.

Es ist gar nicht so einfach, eine Position zu finden, von der aus ich das Ding mal in voller Länge aufs Bild kriege. Schließlich gelingt es mir, doch nur unter Mitnahme einer kleinen, unschönen Ecke eines Müllcontainers.

Neben der Viking ragt ein Gebäude in die Höhe, das mittlerweile zu einer Art Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Die Göteborger nennen es seiner auffälligen Farbgebung wegen Läppstift (Lippenstift). Normalerweise ist die Dachterrasse öffentlich zugänglich und bietet einen grandiosen Ausblick über die Stadt. Doch leider ist sie aktuell wegen Renovierung geschlossen. 

Macht nichts, ich erklimme stattdessen die endlos vielen Stufen hoch zur Skansen Kronan.

Dabei handelt es sich, was nicht zu übersehen ist, um einen Teil der historischen Verteidigungsanlage der Stadt.

Von hier hat man auch einen tollen Blick, der mit dem Lippenstift bestimmt mithalten kann.

Hinterher schlenderte ich durch das pittoreske Haga-Viertel, wo noch richtig viele alte Holzhäuser erhalten sind.

Und Göteborg hat noch mehr zu bieten. Ein weiteres Wahrzeichen ist der Poseidon-Brunnen. Sehr passend bei einer Stadt, die traditionell so eng mit Meer und Seefahrt verknüpft ist.

Da muss man zu Mittag natürlich Hunger auf Fisch bekommen. Ich dachte ich gönne mir mal was Leichtes, Frittiertes, mit Remoulade und dezent paniert 😉

War lecker, nur essen mit Besteck war echt ungewohnt. Ich wusste kaum noch, wie das geht und musste mich erst wieder eingrooven. Hab ja sonst nur mein Taschenmesser und meinen Campinglöffel. Zum Nachtisch gibt's noch ein Lakritz-Himber-Softeis. Das schmeckt wirklich super, will nur immer keiner glauben. 

Und gekauft habe ich's in einem richtig coolen Lakritz-Fachgeschäft.

Die hatten einfach alles und ich hätte da gut noch länger rumgucken können, aber es gibt leider noch was Dringenderes zu erledigen. Ich brauche neue Spitzen für meine Wanderstöcke und eine neue Regenhose. Die alte ist durch. Kein Wunder, schließlich habe ich sie während der ersten Wochen der Tour beinah Tag und Nacht angehabt.

Absurd, ausgerechnet an einem so frühlingshaften Nachmittag eine Regenhose zu kaufen...

...doch ich muss ja auch in die Zukunft denken. Aber nur ganz kurz. Nachdem alle ernsthaften Angelegenheiten erledigt sind, lebe ich wieder ganz gemütlich im Moment und schlendere noch ein bisschen umher. An den Kanälen entlang...

...und durch die Gassen...

...wobei ich zum Schluss noch eine lustige Entdeckung mache: Göteborg erinnert nicht nur an Hamburg, es gibt auch ein kleines bisschen Berlin.

Zurück am Campingplatz muss ich die Stockspitzen tauschen. Gottseidank haben schwedische Wohnmobilisten so gut wie alles an Werkzeug dabei, was man sich vorstellen kann und verfügen obendrein über eine ausgeprägte Bereitschaft, deutschen Wanderern etwas davon auszuleihen. Jedenfalls stehen mir schließlich aus jeder meiner Nachbarparzellen gleich mehrere Zangen zur Verfügung. Zum Glück kriege ich die Spitzen, nachdem ich sie ein bisschen in heißem Wasser eingeweicht habe, ganz gut runter.

Puh! Ich hatte befürchtet, die könnten inzwischen festgewachsen sein. Schließlich haben sie mich schon ungefähr 4000 km quer durch Europa begleitet. Für die hoffnungslos nerdigen Wanderfreaks unter euch hier mal ein Vorher-Nachher-Foto:

War höchste Zeit! Ab Morgen laufe ich auf ganz neuem Metall und frischen Gummiplöppeln weiter Richtung Osten. Jetzt beginnt Teil 3 meiner Tour: Von Göteborg zum Vätternsee.

Ich nehme also für eine ganze Weile Abschied vom Meer, aber das hab ich mit Poseidon und dem Backfisch ja heute hinreichend zelebriert. Erst kurz vor Stockholm werde ich wieder auf die Küste treffen. Doch keine Sorge: Wasser wird es trotzdem genug zu sehen geben. Der Vättern ist Schwedens zweitgrößter See und fast viermal so groß wie der Bodensee. Dass das nicht das Meer ist, werdet ihr kaum merken.

Von der Nummer 1 hab ich euch heute erzählt. Was sich hinter den übrigen Zahlen verbirgt, seht ihr dann nach und nach unterwegs. Danke, dass ihr so treu in Gedanken mit mir wandert! Ich würde mich freuen, wenn ihr mich weiter begleitet!