Tag 64: Bernoscha und Kollegen

Heute laufen wir vor allem am Götakanal entlang.

Auf der Karte habe ich ihn mit der Nummer 2 markiert, doch ist es zugegeben nicht sehr präzise und nur begrenzt sinnvoll, einen Kanal mit einem Punkt zu beschreiben.

Der Götakanal ist 190 km lang und Teil einer Wasserstraße, die Südschweden von Küste zu Küste komplett durchzieht. Er verbindet die Ostsee südlich von Stockholm mit dem Vännern, von wo aus man weiter bis nach Göteborg und ins Kattegat gelangen kann.

Dabei durchquert er mehrere große Seen, unter anderem den Vättern und den Boren, an dem wir gestern entlang gewandert sind. An anderen wie heute am Norrbysjön fließt er einfach nur dicht vorbei.

Der Bau des Kanals dauerte von 1810 bis 1832. Ursprünglich wurde er von Handelsschiffen genutzt, die auf diesem Weg die hohen Zollabgaben im Öresund umgehen konnten. Heute wird er nur noch von kleinen Freizeit- und Sportbooten bis maximal 30 m Länge befahren und auch das offenbar nur sporadisch. Uns wenigstens ist kein einziges Boot begegnet. 

Die Landschaft mag etwas eintönig wirken, ist sie jedoch absolut nicht. Wenigstens nicht unter so traumhaft blauem Himmel wie heute. Allein das Farbspiel zwischen dem türkisfarbenem Wasser und den leuchtend hellgrünen Lindenblüten ist einen ausgedehnten Spaziergang absolut wert.

Überhaupt sprießt an allen Ecken und Enden der Frühling hervor, mit jedem Tag ein bisschen mehr.

Das größte Highlight am Weg ist eine Schafherde mit außerst zutraulichen Lämmern.

Insbesondere eins kommt richtig nahe an den Zaun...

...und schaut sehr neugierig in die Kamera.

Bernoscha ist von diesem Stück Weg äußerst angetan, zumal die Kooperationsbereitschaft der Kollegen ja ganz offensichtlich sein Verdienst ist. Den Rest der Etappe am Götakanal entlang empfindet er allerdings als eher beschwerlich, da er aufgrund des starken Windes unter massivem Ohrenflattern leidet, was ihm arg zusetzt. Als tapferes, wandererfahrenes Schaf verzieht er natürlich keine Miene.

Allerdings begibt er sich nach Ankunft rasch ins Zelt...

...während ich draußen meinen Ich-bin-angekommen-Abend-Kaffee trinke. Da es noch beinah Nachmittag ist, gönne ich mir dazu ein paar Kekse. 

Morgen geht es weiter nach Linköping, auf der Karte die Nummer 3. Dort steigt Angela wieder in den Zug. Ich werde wahrscheinlich auf den Campingplatz gehen und mir ein bisschen Zeit für Sightseeing nehmen. Linköping besitzt einen bedeutenden Dom und belegt mit rund 106.000 Einwohnern in der Liste der größten schwedischen Städte immerhin Platz acht. Ich bin gespannt.