Tag 66: Bilderbuch und Autobahn

Ein Tag voller Kontraste. Los geht's natürlich so wie es gestern aufgehört hat: Mit knorrigen, alten Bäumen.

Dann kommt ein eigentlich recht malerischer Weg bis ins Freilicht-Museum "Gamla Linköping" (Altes Linköping).

Zwar ist das neue Linköping in der Ferne durchaus erahnbar, doch ist der Abstand zu groß, als dass der Lärm der Stadt das idyllische Vogelgezwitscher übertönen könnte.

Das Freilicht-Museum ist teilweise fast ein bisschen too much...

Es ist so wunderschön, dass man sich kneifen muss, um sicherzugehen, nicht in einem Bilderbuchtraum gelandet zu sein.

Jederzeit könnten irgendwo Lasse, Bosse und Ole um die nächste Ecke gerannt kommen...

...oder Kalle Blomquist auf Verbrecherjagd in irgendeiner Ecke kauern.

Die Illusion ist perfekt, nur die Kondensstreifen am Himmel erinnern noch entfernt ans Hier und Jetzt.

Auf diesen märchenhaften Vormittag folgt ein abrupter Sprung in die weniger idyllische Realität des Freitag-Mittag-Feierabendverkehrs.

Ich verlasse das moderne Linköping auf einem Radweg entlang einer Schnellstraße. Meine Pausen fallen kurz aus. Es ist mir einfach zu laut, um länger irgendwo zu sitzen. Nach zwei Monaten fast nur Natur ist mir, obwohl ich aus Berlin eigentlich einiges gewöhnt bin, selbst Linköping schon zu viel.

Zum Glück grünt und blüht es im Augenblick einfach überall, so dass es sogar hier ein paar schöne Dinge zu entdecken gibt, die mich ein bisschen ablenken.

Ebenfalls ziemlich abrupt wird es wieder ländlich-ruhig: Kaum bin ich von der Straße abgebogen, öffnet sich ein weiter Blick auf die fruchtbare Östgötaslätten, eine ausgedehnte, im Zentrum von Östergötland gelegene Ebene, wo intensiv Landwirtschaft betrieben wird.

Die vielen Autos sind von einem Schritt auf den anderen einfach verschwunden als hätte es sie nie gegeben. Nach wenigen hundert Metern verebben auch die Motorengeräusche. Ich höre nur noch den Singsang der Feldlerchen und das Knirschen meiner Sohlen auf dem staubigen Weg.

Die Sonne sinkt tiefer und ich merke, dass ich allmählich müde werde und gern einen Schlafplatz hätte, aber nicht mitten auf dem Acker. Deshalb bin ich froh, als endlich wieder Bäume auftauchen.

Ich finde ein wunderschönes Plätzchen im Birkenwald. Und das Beste daran ist das herrliche Blätterdach, das sich über mir wölbt.

Endlich! Auf diesen Anblick habe ich wirklich lange gewartet.