Tag 76: It's the End of the World

Ich starte mal kommentarlos mit dem Mittsommer-Countdown. Ihr wisst ja bescheid.

Nachdem ich ordentlich ausgeschlafen und den See vor meiner Haustür auch nochmal in der Morgensonne fotografiert habe geht's los.

Ich muss mich beeilen, denn heute will ich bis ans Ende der Welt, habe also einiges vor.

Der Weg ist teils felsig und steinig, teils von Löwenzahn und roten Holzhäuschen gesäumt...

...teils waldig mit urwüchsigen Kiefern...

... manchmal voller Heidekraut, und sogar Strom gibt es am Ende der Welt, jedenfalls zieht eine Oberleitung bis dorthin.

Klar, dass das Ende der Welt in Sörmland liegt, denn zu einer ernst gemeinten Mischung aus allem Möglichen gehört es schließlich auch dazu. Dennoch bin ich neugierig, was mich erwartet.

Das letzte Stück führt durch eine prächtige Allee und am Ende, ja was kommt da? Die Spannung steigt mit jedem Schritt...

...nein, das ist noch nicht das Ende, das ist eine Kiefer von vorhin, mit der ich euch an dieser Stelle aus rein dramaturgischen Gründen konfrontiere. Und weil's so schön war, gleich noch eine:

Und weil alle guten Dinge drei sind, noch eine letzte:

Na gut, dann zurück ans Ende der Allee. Man stößt auf eine Straße und dann auf dieses Schild. Das Ende (oder auf Schwedisch ände) der Welt (värld) ist sogar beschriftet. Es heißt Trosa. Hättet ihr's gewusst?

Ja, wirklich, mehr ist es nicht, einfach nur dieses Schild, an dem sogar ein ganz profaner Mülleimer befestigt ist (als ob das jetzt noch eine Rolle spielen würde) und ups, dann geht die Straße einfach weiter?! Wahrscheinlich nur noch bis zum wirklich und endgültig letzten Ende der Fahnenstange, nehme ich an. Und dann kommt das hier: 

Oh Schreck, das Ende der Welt ist eine schwedische Puppenstube.

Doch irgendwo muss schließlich alles enden, warum also nicht zwischen bunten Holzhäuschen? Anfang und Ende sind ja bekanntlich eins. Wenn das hier das Ziel von allem ist, war es dann auch der Ursprung? Sind die bunten Holzhäuschen vielleicht nicht nur das Omega, sondern auch das Alpha? Keine Ahnung, aber zumindest wäre es eine plausible Erklärung für den weltweiten IKEA-Hype.

Kurzer ernsthafter Exkurs: Warum Trosa "Ende der Welt" genannt wird, ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich, weil hier früher nur eine einzige Straße hinführte, die am Hafen als Sackgasse endete.

Ich kaufe ein am Ende der Welt und ziehe mich anschließend wieder mehr Richtung Mitte bzw. Anfang zurück, indem ich mich vor den Toren Trosas niederlasse, um mich voll und ganz der Vernichtung von zwei Litern Orangensaft hinzugeben.

Warum gleich zwei und nicht nur eine Flasche? Tja, weil es zwei zum Preis von einer gab. Als ich nur eine auf das Band legte, wies mich die Kassiererin energisch daraufhin, dass ich zwei nehmen müsse, sie könne das sonst nicht abrechnen. Also gut, dann eben zwei. Zu Hause in Berlin-Neukölln hätte ich keine zehn Meter weit gehen müssen, um dem nächsten bedürftigen Menschen die zusätzliche Flasche zu schenken. Am ziemlich sauber und blankgeputzt wirkenden Ende der Welt hingegen laufen nur noch Leute rum, die sich ganz offensichtlich selbst ihren Orangensaft kaufen können und wahrscheinlich genau wie ich oft genug nicht wissen wohin mit den überflüssigen Flaschen. Auf jeden Fall will ich die zwei Kilo Gewicht nicht unnötig durch die Gegend tragen. Also runter damit.

Vorteil dieser Völlerei: Den Rest des Tages hab ich weder Hunger noch Durst und kann mich voll und ganz dem Fotografieren der sörmländischen Vielfalt widmen, denn abseits vom Ende der Welt gibt es sie wieder, die gute Mischung aus allem Möglichen: Große Pferde und kleine Pferde...

...kleine Kühe und große Kühe...

...Wege, die zugleich auch Wurzel sind...

...und dazwischen auf dem Boden ein großes leeres Schneckenhaus.

Dann öffnet sich der Wald und ich stehe mal wieder am Meer. Könnte auch ein See sein, ist aber wirklich DIE See. Denn was wäre Sörmlands Vielfalt ohne Meer?!

Hinterher kraxele ich hoch hinauf und sehe die Ostsee von oben.

Zur anderen Seite geht der Blick in eine ausgesprochen wilde Felslandschaft.

Also so etwa, wie dieses schwarze Loch zwischen den Steinen hatte ich mir das Ende der Welt eigentlich vorgestellt, aber die Wirklichkeit ist eben viel komplexer als irgendein billiges Klischee.

Und um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh, dass es hier keine schwarzen Löcher gibt, sondern bloß diese schwedische Puppenstube namens Trosa.