Tag 77: Heute nur Mörkö

Wenn ich nachts um halb eins noch Fotos mache, komme ich natürlich gar nicht so besonders früh aus den Schlafsackdaunen. Doch das macht nichts. Denn nach dem wirklich ausschweifenden gestrigen Spaziergang bis ans Ende der Welt gönne ich mir heute eine kurze Etappe und bummele irgendwo zwischen Weltende (6) und Stockholm (7) herum.

Ich könnte jetzt behaupten, es wäre Absicht, dass ich euch die Karte heute erst unterjubele, ist es aber nicht. Ich habe es gestern vor lauter Aufregung über das Puppenstuben-Armageddon schlichtweg vergessen. Heute bin ich reif für die Insel Mörkö, wo es deutlich ruhiger zugeht.

Die Brücke (bron) nach Mörkö ist zwar eine richtige Straße, doch bei so wenig Verkehr...

...und so wundervoller Aussicht...

...ist Asphalttreten gar nicht schlimm.

Und es ist auch nicht für lange; im Nu bin ich drüben und wieder auf weichem Wiesenboden.

Gut zehn Kilometer sind es bis zum nördlichen Ende der Insel. Der Campingplatz dort ist mein Ziel für heute. Ich muss mal wieder Wäsche waschen und zu einer warmen Dusche würde ich ebenfalls nicht nein sagen - so schön das Baden in den Seen auch ist.

Bernoscha macht heute komplett einen auf Entspannungskurs und lässt wandern.

Ich kraxele über die Gipfel von Mörkö hinweg und schwitze ganz schön.

Bei flüchtigem Hingucken sieht das hier vielleicht ein bisschen aus wie Sörmland...

...stimmt aber nicht. Mörkö gehört bereits zum Großraum Stockholm. Ich bin also wieder eine Provinz weitergerutscht.

Doch noch ist von Hauptstadt nichts zu ahnen, es dominieren Felsen und Bäume und ich bleibe im Wald-Sightseeing-Modus.

Frühlingsfrische, rote Fichtenzapfen sind, bedenkt man, dass die Fichte nur ungefähr alle vier Jahre blüht, eine kleine Seltenheit.

Lärchen fotografiere ich heute zum ersten Mal, denn da sie ihre Nadeln im Winter abwerfen, sahen sie bisher ziemlich traurig aus. Nun sind sie endlich grün. Ebenso wie die Buchen, die ein dichtes, schattenspendendes Blätterdach über mir ausbreiten. Ganz anders als Ende März in Skåne, wo, wenn ihr euch erinnert, die prächtigen Bäume mit ihrem kahlen Geäst wie Scherenschnitte in den Himmel ragten.

Doch der dominierende Baum ist und bleibt die Kiefer mit ihrer erstaunlichen Fähigkeit, selbst auf dem kargsten Felsen noch irgendwie Wurzeln zu schlagen.

An der Nordspitze von Mörkö wird das Land flacher und das Meer ist zurück. Mir fällt ein, dass ja heute Dienstag ist, also Zeit für das Elf-Wochen-Selfie mit verbotenem Bart im Vordergrund und Ostsee im Hintergrund. 

Kurz darauf gelange ich an einen Fähranleger.

Hier endet Mörkö brückenlos. Ans andere Ufer zu gelangen, ist trotzdem kein großes Problem, denn das Boot fährt alle Nase lang immer hin und her.

Ich bleibe aber wie gesagt heute noch auf der Insel. Der Campingplatz ist ziemlich klein, eigentlich nur ein schmaler Streifen neben dem Hafen. Doch es gibt alles, was ich brauche und ich habe Meerblick.

Die goldene Sonne wird auf Mörkö zwar nicht im Meer versinken, zumindest nicht für mich, denn ich gucke nach Osten.

Chancen auf einen Sonnenaufgang allerdings habe ich sehr wohl. Und falls ich den nicht verschlafe, gibt es morgen ein schönes Foto.