Tag 79: Und dann rauscht plötzlich eine S-Bahn über mir vorbei

Da ich mich nicht entscheiden kann, welches Mittsommer-Countdown-Foto ich euch präsentiere, bekommt ihr heute drei verschiedene Himmelsrichtungen.

Nordosten
Nordosten
Nordwesten
Nordwesten
Norden
Norden

Der Weg nach Stockholm führt nach Norden und beginnt waldig.

Zwar nicht auf abenteuerlichen Pfaden, sondern auf breiten, befestigten Wegen, aber trotzdem super schön zum Wandern.

Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich kaum für möglich halten, dass Schwedens Hauptstadt so nah ist.

Es bleibt erstaunlich lange sehr idyllisch.

Selbst eine stillgelegte Grube kurz bevor die Vororte beginnen, sieht dank des fotogenen Himmels wunderschön aus.

Dann kommt ein Weg durch ein Wohngebiet, aber Stockholm ist das noch lange nicht. Zu Fuß braucht man Zeit.

Ich laufe noch eine ganze Weile am Wasser entlang, beinah so als fahre mein Weg eine Art Verzögerungstaktik, die Stockholm für einige Stunden wieder völlig in den Hintergrund treten lässt. Hier gibt es hübsche Pausenplätzchen...

 ...und nette Begegnungen.

Die Stadt ist nur ganz in der Ferne zu sehen. Doch der Lärm dringt immer deutlicher zu mir herüber.

Und dann donnert plötzlich eine S-Bahn über mir vorbei.

Wow, dieses Geräusch hatte ich ganz vergessen. Habe mich fast ein bisschen erschrocken.

Wer jetzt denkt, das wäre endlich Stockholm, nein, immer noch nicht. Das ist der Problemkiez Vårby, der wegen einer sehr hohen Rate an Bandenkriminalität von der schwedischen Polizei als gefahrdetes Gebiet eingestuft wird. Leider führt mein Weg durch Schweden nicht ausschließlich an niedlichen Ganseküken vorbei. Es gibt auch solche Abschnitte. 

Doch immerhin einen Supermarkt hat Vårby zu bieten. Sogar mit Polizei-Präsenz, kein Witz!

Vor einem schmuddeligen Einkaufszentrum in einem der größten sozialen Brennpunkte des Landes esse ich einen Kartoffelsalat und trinke einen völlig unschuldigen Drachenfrucht-Smoothie. Alles sozusagen unter Polizeischutz.  

Direkt hinter Vårby beginnt dann endlich Stockholm mit noch mehr, allerdings harmloseren Wohnsiedlungen.

Das Reiseführer-Stockholm kommt erst morgen.

Heute schaffe ich es bloß bis zu einem Campingplatz immer noch eher am Stadtrand.

Man hört die S-Bahn vorbeifahren und es sind mit Sicherheit mehr Deutsche hier als Schweden.

Obwohl ich mit meiner Behausung etwas fremdkörperartig hervorsteche, fühle ich mich also ganz wie zu Hause.