Heute mal wieder Mittsommer-Countdown in zwei Himmelsrichtungen: Südwesten, weil da der Mond so schön aussieht...
...und Nordwesten, damit ihr den Himmel sehen könnt, wo er am hellsten ist.
Gegen halb vier scheint schon wieder die Sonne ins Zelt und zwar so intensiv, dass ich der festen Überzeugung bin, es sei Zeit fürs Frühstück und anfange nach dem Kaffee zu wühlen. Erst nach einem Blick aufs Handy wird mir klar, dass ich noch ein bisschen schlafen kann und auch sollte. Mittlerweile kriege ich das auch bei Tageslicht ganz gut hin. Viel anderes bleibt mir ja auch gar nicht übrig, denn mein Zelt hat keine Rollos.
Um acht starte ich den zweiten Frühstücksanlauf, diesmal mit Erfolg, und gegen halb zehn geht's los - gleich wieder mit Pusteblumen und mit einem alten Meilenstein.
Die Schweden geben Entfernungen häufig statt in Kilometern lieber in Mil an, wobei ein Mil zehn Kilometern entspricht. Wahrscheinlich ist diese Einheit in einem so großen und dünnbesiedelten Land, wo die Entfernungem von Ort zu Ort oft deutlich länger sind als bei uns, im Alltag einfach praktischer. Ich bin also inzwischen 40 Kilometer von Stockholm entfernt. Klingt vielleicht nicht so viel, doch gewandert bin ich etwa sechzig. Zum einen, weil Wanderwege oft nicht so gerade verlaufen wie Straßen, zum anderen, weil ich ein ganz bestimmtes Hindernis umschiffen bzw. umlaufen muss:
Genau, den Stockholmer Flughafen Arlanda. Dafür dass es der größte in Schweden ist, ist es am Himmel allerdings dann doch erstaunlich ruhig. Meistens sehe ich nur die Wolken, ohne Flugzeuge.
Auf der Landstraße merke ich, dass ich auch das Stockholmer Busnetz immer noch nicht los bin. Zu Fuß dauert es einfach sehr lange, bis man eine Großstadt wirklich vollständig und mit allem, was dazu gehört, wieder verlassen hat.
Doch irgendwann biege ich auf einen Waldweg ab und bin zurück im Grünen.
Laut Karte erreiche ich hier die nächste Provinz auf meinem Weg und die heißt Uppland, was euch vermutlich nicht sehr überrascht, da ja auch mein Wanderweg so heißt.
Nachdem ich den Wald wieder verlassen habe, geht es ein Stück an Bahnschienen entlang auf die Stadt Knivsta zu. Flugzeug, Bus, Zug und Autos sowieso. Fehlt nur noch ein Schiff, dann wäre der Fuhrpark komplett. Doch das kann ich heute nicht bieten.
Auf dem etwas steril wirkenden Hauptplatz verzehre bzw. verstaue ich meine Einkäufe. Die drei Trinkjoghurts zum Preis von einer müssen sofort dran glauben, denn genau wie gestern in Sigtuna habe ich mordsmäßigen Durst, weil unterwegs kein Wasser zu finden war. Blaubeersuppe ist auch mal wieder nötig und Kartoffelsalat! Momentan habe ich ständig Hunger auf Kartoffelsalat. Vermutlich Notwehr, mit der sich mein Körper die beim Wandern verlorenen Kalorien über die Mayonnaise wieder reinholen will.
Hinter Knivsta kommt ein etwas eintöniges Stück Landstraße. Doch das Wolkenkino ist erstklassig!
Und irgendwann kommt auch wieder Wald.
Zunächst noch auf breiteren Wegen...
...dann immer wilder und verwunschener.
Falls ihr die felsigen Weg vermisst haben solltet, sie sind wieder da.
Zusammen mit ein paar dicken Wurzeln und einer wunderschönen Abendsonne, die golden zwischen den Baumstämmen funkelt.
Der Upplandsleden bietet gelegentlich den Luxus einer kleinen Hilfestellung beim Klettern...
...doch es bleibt immer noch genug Kraxelei übrig. Sogar Bernoscha ist ausgelastet und fällt hinterher totmüde in seinen Handschuh - äh ich meine natürlich Schlafsack.
Mir geht es ähnlich. Vor allem will ich endlich den Mücken entkommen. Also schmeiße ich schnell die Sachen ins Zelt, springe hinterher, ziehe das Moskitonetz zu und manche es mir mit einem Topf Nudeln gemütlich, während ich Kuckuck und Waldkauz lausche.
Ein perfekter Abend, nur der Handy-Empfang ist ziemlich mies. Doch wie ihr seht, zum Bloggen hat's gereicht 😊