Teil 2: Ritsem - Padjelanta - Kvikkjokk - 140 km

AN DIESER STELLE HABE ICH DIE TOUR EIN BISSCHEN VERÄNDERT. DIE INFOS ZUM VERLAUF IN DIESEM ABSCHNITT STIMMEN ALSO NICHT MEHR. ICH MACHE KEINEN SCHLENKER DURCH DEN SAREK, SONDERN LAUFE DEN PADJELANTALEDEN GERADEWEGS NACH KVIKKJOKK. SO KOMME ICH RASCHER NACH SÜDEN, WO ICH DANN ENDE SEPTEMBER NOCH EINEN LANDSCHAFTLICH ATTRAKTIVEN UMWEG EINBAUEN WERDE. TUT MIR LEID, FALLS IHR EUCH BESONDERS AUF DEN SAREK GEFREUT HATTET, ABER VIELLEICHT MACHE ICH DAS IN EIN PAAR JAHREN NOCHMAL ALS EXTRA-TOUR. UND IHR WERDET SEHEN, AUCH DER NATIONALPARK PADJELANTA IST WIRKLICH SCHÖN!


Von RITSEM (1) aus gibt es die Möglichkeit mit dem Schiff auf die andere Seite des Akkajaure zu gelangen. Der Nationalpark Stora Sjöfallet zu beiden Seiten des Sees bildet zusammen mit den Nationalparks Sarek und Padjelanta eine zusammenhängende Fläche von etwa 5200 km² weitgehend unberührter Natur. Nur um die Ausmaße zu verdeutlichen: Das komplette Bundesland Berlin würde hier locker sechsmal hineinpassen. Am anderen Ufer des Akkajaure angelangt wandere ich zunächst auf dem PADJELANTALEDEN Nach einigen Kilometern zweige ich vom Wanderweg ab und laufe über die Westflanke zur Südseite des ÁHKKÁ-MASSIVS (2) von wo aus ich versuchen will den 2015 m hohen Stortoppen zu erklimmen. 

Südlich des Áhkká-Massivs beginnt der Nationalpark Sarek. Er wird gern als "Europas letzte Wildnis" bezeichnet. Durchaus passend, wenn auch nicht allein für den Sarek. Es gibt andere Gebiete in den schwedischen Bergen, die mindestens ebenso einsam sind. Was man dem Sarek jedoch nicht absprechen kann, ist seine überwältigende Schönheit. Zwar ist atemberaubende Landschaft im schwedischen Fjäll beinah allgegenwärtig, aber der Sarek ist wirklich herausragend. Das finde ich wenigstens. Immer wieder blickt man sich um und kann es einfach nicht fassen, wie wunderschön unsere Erde ist. So klein wie im Sarek habe ich mich noch nirgends gefühlt. Markierte Wanderwege gibt es keine. Man muss sich Pfade durch hüfthohes Gestrüpp oder knöcheltiefen Sumpf bahnen, über Blockfelder kraxeln und Flüsse ohne Brücke auf eigene Faust durchwaten. Bequem geht anders, doch für die garantiert unvergessliche und prägende Erfahrung einer solchen Tour lohnen sich Mühe und Risiko allemal.

Im nördlichen Teil des Sarek will ich versuchen, den 1922 m hohen Niják und den 2054 m hohen SAREKTJÅHKKÅ (3) zu besteigen. Außerdem stehen noch ein paar andere Gipfel auf meiner Liste. Mal gucken, was geht und wie schnell ich vorwärtskomme. Allerspätestens zehn Tage nach Ritsem muss ich SALTOLUOKTA (4) erreichen, um mich in der dortigen Fjällstation mit neuem Proviant einzudecken.

Hinter Saltoluokta geht es für etwa 35 km verhältnismäßig bequem auf dem KUNGSLEDEN entlang. Kurz vor der Berghütte in Aktse biege ich nach Nordwesten ab, um den 1179m hohen SKIERFFE (5) zu erklimmen. Von hier aus bietet sich ein umwerfender Blick ins bewaldete Rapadalen mit der weit verzweigten Deltalandschaft des Flusses Ráhpaädno. In diesem Tal verläuft die wohl am meisten begangene Route durch den Sarek. Ich bleibe oben auf den Bergen und steige über einen hohen Pass hinüber ins felsig unwirtliche Basstavágge: kein Baum, kein Strauch, noch nicht einmal Bodenbewuchs, sondern ausschließlich Steine. Hier gleicht die Welt einer Mondlandschaft. 

Erst auf der Hochebene Bielavallda wird es wieder grün. Ich wandere vorbei an der Rasthütte SKÁRJA (6) im Zentrum des Sarek, ein notdürftiger Unterschlupf mit dem einzigen Nottelefon im gesamten Nationalpark. Vom Álggavágge quere ich ins Sarvesvágge, um mit der Hochebene LUOHTTOLÁHKO (7) schließlich den südlichen Sarek zu erreichen. Der 1623 m hohe Gipfel des Nåite bietet einen herrlicher Blick über weite Teile des Sarek und insbesondere auf das Pårte-Massiv mit seinen mächtigen Gletschern. Nachdem man das Massiv umrundet hat, gelangt man auf eine weite sumpfige Ebene mit kleinen Birkenwäldchen und reichlich Weidengestrüpp. Ein schmaler Trampelpfad führt mich bis zum Kungsleden, auf dem ich die letzten etwa 7 km bis zur Fjällstation in KVIKKJOKK (8) zurücklege.