Teil 2: Von Malmö nach Göteborg - 500 km

Der zweite Abschnitt meiner Reise beginnt mit einem Stadtspaziergang durch Malmö. Nur um mal eben die Dimensionen Schwedens zu verdeutlichen: Luftlinie beträgt die Entfernung zwischen Malmö und dem nördlichsten Ende des Landes etwa 1500 km, misst man dieselbe Strecke nach Süden ab, landet man in Rom. Der Skåneleden verläuft mit reichlich Meerblick immer am Öresund entlang. Kurz hinter Ängelholm an der Grenze zur Provinz Halland geht er nahtlos in den Hallandsleden über. Hinter Halmstad verlässt er die Küste und schlängelt sich durch eine sanft hügelige, ländliche Landschaft mit roten Holzhäuschen, tiefen Wäldern und, wie überall in Schweden, unzähligen Seen. Etwas südlich von Göteborg beginnt Västra Götaland - nach Blekinge, Skåne und Halland die vierte Provinz auf meinem Weg. Hier wird der Hallandsleden zum Bohusleden, auf dem man bis ins Zentrum der zweitgrößten Stadt des Landes gelangt.

Große Teile der Provinzen Blekinge, Skåne und Halland gehörten bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zu Dänemark. In MALMÖ (1) merkt man die Nähe zum Nachbarland noch immer sehr deutlich. Auf der Öresundbrücke sind es mit Auto oder U-Bahn nur acht Kilometer bis hinüber nach Kopenhagen. Dort wo die Brücke schwedisches Festland erreicht gibt es einen lohnenden Aussichtpunkt auf das beeindruckende Bauwerk. Geht man an der Küste entlang nach Norden gelangt man in den hochmodernen Stadtteil Västra Hamnen. Hier wurde auf einer alten Industriebrache eines der weltweit ersten klimaneutralen Wohnviertel errichtet, beherrscht vom weithin sichtbaren Turning Turso, dem mit 190 Metern höchsten Wolkenkratzer Skandinaviens. Kaum einen Kilometer weiter steht man mitten im historischen Zentrum von Malmö mit den ältesten Gebäuden der Stadt, der Petrikirche und dem Renaissanceschloss Malmöhus - ein spannendes Kontrastprogramm.

Das von Malmö aus längs der Ostsee nach Norden führende Teilstück des SKÅNELEDEN wird auch Öresundsleden genannt. Nächste Station auf der Route ist LANDSKRONA (2). Die Zitadelle des Ortes ist eine der größten Festungsanlagen Skandinaviens. Sie wurde im 17. Jahrhundert vom dänischen König Christian III. errichtet und diente der Überwachung der Meerenge. Kleine kuriose Nebeninformationen: Auf den Wallanlagen befindet sich die älteste Kleingartenkolonie Schwedens.

Kaum eine Tagesetappe weiter kommt mit HELSINGBORG (3) gleich noch eine sehenswerte Stadt, die mit ihren etwa 90.000 Einwohnern sogar zu den zehn größten des Landes zählt. Von hier sind es hinüber ins dänische HelsingØr nur 3,7 km Luftlinie. Näher kommen sich die beiden Länder nirgends. Bis zum Bau der Öresundbrücke galt der Hafen von Helsingborg als Tor zum Kontinent und noch immer gibt es einen regen Fährverkehr. Drüben in Dänemark trohnt die Festung Kronborg. Auf schwedischer Seite stand einst die Burg Kärnan, von der heute nur noch ein 35 Meter hoher Turm übrig ist, immerhin mit spektakulärer Aussicht. Beide Anlagen bewachten früher die Durchfahrt ins Kattegat. Am nördlichen Stadtrand liegt Schloss Sofiero. Der Park gilt vor allem im Frühling als Europas schönster Schlossgarten, aber ist natürlich subjektiv.

Dann folgen mit den Halbinseln KULLABERG (4) und BJÄRE (5) zwei beeindruckende Naturreservate. Hier schlägt das Meer gegen schroffe, zerklüftete Klippen und man merkt, dass das jetzt eigentlich nicht mehr die ruhige Ostsee ist, sondern das deutlich wildere Kattegat, das den Übergang zur Nordsee bildet. Im "Nils Holgersson" lässt Selma Lagerlöf den Kullaberg zu einem ganz besonderen und ein bisschen geheimnisvollen Ort werden, indem sie hier das alljährliche Treffen der Tiere ansiedelt: "Der Kullaberg hat sich soweit ins Meer hinausgestürzt, wie es ihm möglich war. Er hat nicht das kleinste Stückchen Boden an seinem Fuß, das ihn gegen die Meereswellen schützen könnte, die bis an seine Wände schlagen und sie abtragen und formen, wie es ihnen beliebt."

HALMSTAD (6), Hauptort der Provinz Halland und übrigens Heimat der Band "Roxette", gehörte lange Zeit zu Dänemark. Als Außenposten des dänischen Königreiches verfügte es über eine mächtige Befestigungsanlage, von der abgesehen vom aufwendig restaurierten Stadttor Norre Port nicht mehr viel zu sehen ist. Ebenfalls aus dänischer Zeit stammt das Stadtschloss am Fluss Nissan. Davor ankert das Museumsschiff Najaden, ein Dreimaster der schwedischen Marine von 1897. Am anderen Ufer liegt ein Skulpturen Park, der sogar eine Statue von Pablo Picasso beherbergt: den sogenannten Frauenkopf, der zum Wahrzechen der Stadt geworden ist.

Die Höhenzüge im Hinterland der südschwedischen Küstenregion waren früher vielerorts üppig mit Buchenwald bedeckt. In einigen Naturreservaten hat sich der herrliche, uralte Baumbestand bis heute erhalten, zum Beispiel in SKARBÄCK (7). Der HALLANDSLEDEN führt direkt unter den ab Ende Mai üppig grünen Kronen hindurch. Doch auch zu jeder anderen Jahreszeit ist dieses Stück Weg ein beeindruckendes Erlebnis. 

An der Grenze zu Västra Götaland geht der Hallandsleden in den BOHUSLEDEN über. Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach GÖTEBORG (8). Das Zentrum der von Kanälen durchzogenen Stadt am Götaälv bildet der Götaplatsen mit einer imposanten Poseidon-Statue. Hier beginnt mit der Kungsportsavenyen, die Haupteinkaufsstraße. Unten am Fluss ragt unübersehbar das Hochhaus Lilla Bommen in den Himmel, das wegen seines auffälligen Anstrichs an einen Lippenstift erinnert und umgangssprachlich auch so genannt wird. Von der öffentlich zugänglichen Dachterrasse aus bietet sich ein wirklich lohnender Ausblick. Wer lieber von einem Berg hinabschaut, kann zur Skansen Kronan hinaufsteigen. Die Festung liegt auf einer Anhöhe im malerischen Haga-Viertel, in dem es noch viele alte Holzhäuser gibt. So vielleicht hat es hier früher einmal ausgesehen. Heute ist Göteborg die größte Hafenstadt Schwedens und besitzt mit dem Maritiman sogar das größte Schifffahrtsmuseum der Welt.