Ich verlasse GÖTEBORG (1) und damit auch die Küstenregion. Jetzt geht es quer durchs Land und das Meer werde ich erst in Stockholm auf der Ostseite Schwedens wiedersehen. Der BOHUSLEDEN führt auf einer angenehm ruhigen Route hinaus aus dem Straßengewirr der Großstadt. Wer jedoch nicht in Richtung Norden, sondern nach Osten will, muss schon bald auf den VILDMARKSLEDEN wechseln, der nach etwa 40 km vom SJUHÄRADSLEDEN abgelöst wird. Dieser reicht fast bis nach Jönköping an der Südspitze des Vätternsees. Das Gebiet zwischen Göteborg und dem Vättern gehört zur Provinz Västra Götaland. Etwa auf halbem Wege liegt die Stadt Borås, davon abgesehen ist die Gegend eher dünn besiedelt und voller tiefer Wälder.
BORÅS (2) war bis vor etwa 60 Jahren das Zentrum der schwedischen Textilindustrie. Mit zunehmender Verlagerung der Produktion in andere Länder hat sich die Stadt zu einer Mode-, Kunst- und Designmetropole entwickelt. In den Straßen stehen unzählige Skulpturen und zahlreiche Häuserwände sind durch Wandbilder verziert. Ein Spaziergang lohnt sich.
JÖNKÖPING (3) bietet eine herrliche Sicht über den Vättern, Schwedens zweitgrößten See nach dem Vännern. Der Bodensee würde hier mehr als dreieinhalb Mal hineinpassen. Man hat wirklich den Eindruck am Meer zu stehen. Am Huskvarnafallet im Stadtteil Huskvarna kann man bewundern wie sich der Fluss Huskvarnaån über mehrere Stufen wasserfallartig zum Vättern hinunterstürzt.
Jenseits des Wasserfalls windet sich der Wanderweg JOHN-BAUERLEDEN ins Huskvarnabergens naturreservat hinauf. Von hier oben genießt man einen herrlichen Blick über den Vättern und zurück auf Jönköping. Wir befinden uns jetzt am südöstlichen Seeufer, das zur Landschaft Småland gehört. Der John-Bauerleden führt in einem kleinen Bogen vom Ufer weg, um in der Nähe von Gränna wieder auf den See zu stoßen. Benannt ist der Weg übrigens nach dem schwedischen Maler John Bauer, der vor allem als Märchen-Illustrator mit Bildern von Wichteln und Trollen bekannt geworden ist. Eine Auswahl seiner Werke ist im Jönköpinger Stadtmuseum zu sehen. Auf den verwunschenen Waldpfaden rund um den Vättern wird klar, woher die Inspiration zu den Motiven stammt.
GRÄNNA (4) ist eine idyllische kleine Hafenstadt mit schmalen Gassen und vielen alten Holzhäusern. Kulinarisch ist es die Heimat der Zuckerstange. Im Ort gibt es mehrere Kochereien, die Zuckerstangen in den verschiedensten Farben, Größen und Geschmacksrichtungen herstellen, teilweise kann man beim Herstellungsprozess sogar zuschauen. Bei schönem Wetter hat man vom Gränna-Berg aus einen atemberaubenden Blick über den Vättern auf die Insel Visingsö und bis hinüber ans andere Ufer. Bester Aussichtspunkt jedoch ist der etwas weiter nördlich gelegene OMBERG (5), ein Höhenzug, der dramatisch steil zum Ufer hin abfällt und an der höchsten Stelle, dem Gipfel Hjässan bis auf 264 Meter hinaufreicht. Von hier aus überblickt man mit etwas Glück den kompletten 135 km langen Vätternsee.
Der Omberg gehört wie das gesamte nordöstliche Seeufer zur Provinz Östergötland, die vom Wanderwegenetz ÖSTGÖTALEDEN durchzogen wird, das neben vielen anderen wunderschönen Routen auch eine am Vättern entlang zu bieten hat. Nächste Station in Richtung Norden ist VADSTENA (6) mit der gleichnamigen Klosterkirche, einem der größten, noch erhaltenen mittelalterlichen Gebäude Skandinaviens. Hier befindet sich der Reliquienschrein der Heiligen Brigitta, weswegen der Ort auch als Pilgerziel bekannt ist. Die Heilige Brigitta gilt als visionäre Friedensstifterin. Sie gründete einen asketischen Orden nach dem Vorbild des Heiligen Franziskus und legte 1347 den Grundstein für das Kloster, in dem bis heute ein Konvent von Brigittinnen lebt.
Kaum eine Tagesetappe von Vadstena entfernt liegt MOTALA (7) das sich selbst auch sjöstad (=Seestadt) nennt. Zu Recht, denn es wird nicht nur im Osten durch den Vättern, sondern zusätzlich im Westen durch den See Boren begrenzt, der im Vergleich zu seinem riesengroßen Nachbarn zwar klein erscheinen mag, es in Deutschland jedoch unter die zehn größten Seen schaffen würde. Außerdem wird das Stadtgebiet vom Motala ström und vom Göta Kanal durchzogen. Letzterer ist mit dem Boren über eine beindruckende Schleusenanlage verbunden, die in fünf Stufen eine Höhe von über 15 Metern überwindet.