Tag 36 - 848 Bäume

Morgens präsentiert sich der Camino "ein wenig" nebelig, und ich bin mir nicht ganz im Klaren, was für Wetter das wohl gibt. 

Ein paar Stunden später sieht die Sache dann so aus, und ich frage mich, ob der Regen weiß, dass er erst für Sonntag angesagt ist. 

Offenbar weiß er es tatsächlich oder irgendwer hat ihn dran erinnert. Wie dem auch sei, - gegen Mittag jedenfalls schlägt das Wetter ganz plötzlich sehr zu meinen Gunsten um. 

So warm ist es gar nicht, doch das Licht wirkt, als sei es brütend heiß. 

Fast sieht es aus, als flimmere auf dem Weg vor mir die Luft.

Passend zu dieser Atmosphäre wandere ich mitten durch den wüstenartig ausgetrockneten Ricobayo-Stausee hindurch auf die Ermita de la Virgen del Castillo zu. 

Nach so viel schönen Wegabschnitten kann ich mich dann auch mit einem Stück Camino entlang der Autobahn so halbwegs anfreunden. 

Gegen Abend wird der Weg dann doch nochmal sehr malerisch.

In der sinkenden Sonne ragt mitten auf dem Acker die riesige Ruine der Festung Castrotorafe in den Himmel. Ich setze mich eine Weile ins Gras und genieße die Stimmung. Doch irgendwann muss ich mich losreißen, denn ich will noch im Hellen einen Schlafplatz finden. 

Ein ziemlich undurchdringliches Gehölz am Wegesrand kommt wie gerufen. Auf der Rückseite geben die Zweige einen schmalen Eingang in das Wäldchen frei, und in der Mitte gibt es eine kleine Lichtung, gerade groß genug für mein Zelt. Ich schlüpfe in den Schlafsack und es wird ganz still. Die letzten Vogelstimmen verklingen, der Wind legt sich, und nur hin und wieder raschelt es ganz leise im Geäst.