Teil 2 Nord, Vom Kebnekaise zum Polarkreis

Im Gegensatz zu gestern werde ich mir wohl heute wieder ganz gut vorstellen können, wie es ist tropfnass zu sein. Als ich morgens aus dem Zelt gucke, regnet es zwar noch nicht, aber man muss kein Wetterfrosch sein, um zu prognostizieren, dass sich das sehr bald ändern wird.

Der Tanz der Schonwetterwölckchen geht weiter. Schon morgens scheint die Sonne kräftig und warm.

Auch starten muss man in Kvikkjokk per Boot, zumindest wenn man dem Kungsleden in Richtung Süden folgen will. Der Tag beginnt also mit einer Aussicht auf die Berge vom Wasser aus.

Das Nur-Abwarten bezüglich des Unwetters war dann doch schwerer oder zumindest langwieriger als gedacht. Es schüttet und stürmt die ganze Nacht und den halben Tag. Erst gegen Mittag wage ich den Versuch, das Zelt zu verlassen. Zwar regnet es immer noch, aber weniger stark, der Wind hat nachgelassen und mit sehr viel Optimismus sieht es am Himmel über dem Tarraätno ein kleines bisschen heller aus.

Immerhin zeigt sich neben dem Grün am Boden ein wenig Blau am Himmel.


Dass man einen Wanderweg gut auch mehrmals im Leben laufen kann, weil er sich je nach Jahreszeit und Wetter verändert, das hatte ich gestern schon gesagt. Heute morgen fällt mir im Vergleich zu gestern abend auf, dass auch die Tageszeit eine Menge ausmacht:

Ich laufe über eine weite, von Wasserarmen durchzogene, grüne Ebene hinweg. Dass hohe Gipfel nur in der Ferne zu sehen sind, wirkt nach den letzten drei Wochen in oft eher hochalpinem Gelände fast ein bisschen ungewohnt. Dass mir ab und zu Menschen begegnen ebenfalls. Im Augenblick finde ich es ganz schön ab und an im Vorbeigehen ein paar Worte zu wechseln. Gleichzeitig freue ich mich aber auch, dass Ende August in Jämtland noch einige sehr einsame Strecken warten.

Heute geht's erstmal nicht zu Fuß, sondern nur mit dem Boot weiter. Die Fjällstation Ritsem liegt nämlich am Ufer des Sees Akkajaure, den ich überqueren muss, um drüben neben dem Berg Akka weiter zu laufen.

Das erste Stück Weg führt durch eher traurig kahlen Birkenwald, so dass ich froh bin, als ich endlich die Baumgrenze erreiche...

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