Teil 5: Von Åre an den Siljan - 620 km

Südlich von ÅRE (1) warten im Gebiet rund um die JÄMTLANDSTRIANGELN (2) mit dem Sylarna und ein Stückchen weiter mit dem HELAGS (3) die höchsten Berge Jämtlands. Der Wanderweg, auf dem ich jetzt bin, wird auch als Südlicher Kungsleden bezeichnet, obgleich sein Beginn in Storlien vom Ende des Nördlichen Kungsleden in Hemavan mehrere hundert Kilometer entfernt ist.

Südlich vom Helgas folge ich der höchstgelegenen Passstraße Schwedens von Ljungdalen bis nach FUNÄSDALEN (4). Mit so viel Panoramablick stören die paar Autos, die hier vorbei kommen, kein bisschen. Trotzdem freue ich mich, als ich wieder auf einen einsamen Fjällpfad gelange, der mich ins Naturreservat ROGEN (5) führt. Der gleichnamige See im Zentrum ist umgeben von einem Mosaik aus Höhenrücken und Blockfelder, dazwischen erstrecken sich unzählige kleinere Gewässer. Südlich dieser Region liegt die Grenze zur Provinz Dalarna. Über das Långfjäll hinweg gelange ich nach GRÖVELSJÖN (6). Zum Glück gibt es hier eine Fjällstation. So kann ich einen herbstlich kühlen und regnerischen Nachmittag im Trockenen verbringen.

Allmählich nähere ich mich dem Ende des skandinavischen Gebirges und das Land wird flacher. Immer entlang der norwegischen Grenze laufe ich bis aufs FULUFJÄLL (7) hinauf, eine langgestreckte Hochebene, von deren nordöstlichem Rand sich der beeindruckende Njupeskär, Schwedens höchster Wasserfall, 125 m in die Tiefe stürzt.

Das südlichste Gebiet mit hochalpinem Charakter ist das TRANSTRANDSFJÄLL (8). Es liegt westlich des Dorfes Sälen, dem Startpunkt des Vasaloppet, auf deutsch Wasalauf. Der Vasaloppet ist eine der größten Skilanglauf-Veranstaltungen der Welt und wird seit 1922 jedes Jahr Anfang März ausgetragen. Ziel ist das 90 Kilometer entfernte MORA (9) am Siljansee. Die Rekordzeit auf Skiern für diese Strecke liegt bei knapp unter 3,5 Stunden. Zu Fuß auf dem Vasaloppsleden, der teils auf, teils parallel, teils etwas abseits der Skiloipe verläuft, braucht man natürlich etwas länger.

Der Vasaloppet hat eine spannende Geschichte: 1521 gelangte der Freiheitskämpfer Gustav Vasa auf seiner Flucht vor den dänischen Besatzern nach Mora. Hier wie überall im Land war der Unmut über die Dänen groß. Doch wagte man zunächst nicht, Gustav zu beherbergen und so fuhr er auf Skiern weiter in Richtung Norwegen. Wenig später bedauerten die Menschen in Mora ihre zögerliche Haltung und sendete ihre zwei besten Skiläufer aus, um Gustav zurückzuholen. Die beiden fanden ihn in Sälen und konnten ihn zur Umkehr überreden. Gustav wurde zum Anführer einer Widerstandsbewegung, die weite Teile Schwedens erfasste und schließlich zur Unabhängigkeit von Dänemark führte. Am 6. Juni 1523 wurde Gustav Vasa in Stockholm zum ersten schwedischen König gewählt. Bis heute wird an diesem Tag der schwedische Nationalfeiertag begangen.

Die Provinz Dalarna, insbesondere die Gegend rund um den Siljansee, gilt als das Herz Schwedens, wo man so ziemlich alles findet, was typisch Schwedisch ist. Auch das holzgeschnitzte, rot bemalte Dalapferd, das zu einem typischen Symbol für Schweden geworden ist, stammt hierher. Man findet es im ganzen Land in privaten Wohnzimmern, Cafés, Restaurants oder Hotels, und auf der Uferpromenade von Mora thront das größte Exemplar der Weld. Nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen habe, gibt es immer wieder herrliche Ausblicke auf den riesengroßen Siljan. Er entstand vor 365 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag, was seine auffällige Form erklärt. Vom Westufer aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zu unserem Sommerhäuschen, das inzwischen schon recht herbstlich wirkt. Genau wie im Juni meine Tour durch Südschweden, endet hier nun auch meine Nordschwedenreise.