Tag 63 - 1582 Bäume

Als ich in Saint-Sever aufbreche, sieht der Himmel wüßt aus. Es geht dann auch ziemlich bald ein ordentlicher Hagelschauer nieder, und ich befürchte einen eher unangenehmen Tag. 

Doch es gibt kein Dunkel, in das die menschliche Zivilisation nicht ein wenig Licht bringen könnte. Hier in Gestalt einer Netto-Filiale im nächstgelegenen Gewerbegebiet. 

Wunderbar um den Regen abzuwarten, und einkaufen muss ich sowieso. Als ich raus komme, sieht die Welt schon ganz anders aus. Die Extraportion an Vitaminen, die ich so eben erworben habe, um einer Erkältung durch nasskaltes Wetter vorzubeugen, verzehre ich wider Erwarten im Sonnenschein. 

Und bald schon hängen über meinem Rucksack nur noch ein paar Schäfchenwolken. 

Am Wegesrand blüht leuchtend gelb der Ginster, die Pfützen trocknen und mein Weg schlängelt sich weiter durch den sudfranzösischen Vorfrühling. 

Es geht doch nichts über Dörfer mit gesundem Selbstbewusstsein! Doch immerhin, "die Herrliche" hat einen Friedhof mit einem frei zugänglichen Wasserhahn. Mehr will ich ja gar nicht. 

Ich finde einen Schlafplatz im Kiefernwald und kann sogar noch die letzten Sonnenstrahlen genießen. 

Bernoscha sitzt nach einer anstrengenden Etappe gerne im Zelteingang, schaut in die Landschaft hinaus und träumt davon, wie es wohl sein mag, das erste einzige und kleinste Schaf zu sein, das Europa zu Huf von Süd nach Nord durchquert hat. Damit er nicht friert, kuschelt er sich in seinen Schlafsack, den er mir an kalten Tagen netterweise als Handschuh überlässt. 

Für mich gibt's als krönenden Abschluss des Tages noch un repas tres francais avec un dessert tropical. Accents etc. müsst ihr euch leider denken, die kriege ich mit dem Handy nicht hin.