Tag 72 - 1805 Bäume

Trüber französischer Waldweg Teil...? Sorry, ich habe aufgehört zu zählen. Nach dem Wald kommt Perigueux, die erste größere Stadt auf meinem Weg durch Frankreich. Naja, knapp 30000 Einwohner, aber für hässliche Vororte reicht das allemal. 

Auch weiter Richtung Zentrum erschließt sich mir der Charme dieses Ortes noch nicht vollständig. Vielleicht liegt das aber auch einfach mal wieder am grauen Himmel. 

Was tue ich? Ich wandere trotzdem weiter, schließlich habe ich grün. Kurz darauf komme ich am Bahnhof vorbei und beschließe, da erstmal reinzugehen. Erstens, weil es mal wieder regnet und zweitens, weil ich Strom fürs Handy brauche. In Bahnhöfen gibt es häufig Wartehallen mit Steckdosen, das habe ich im Laufe meines zweieinhalbmonatigen "Landstreicher"-Daseins inzwischen gelernt. Tatsächlich, ich habe Glück. Zwar verkündet ein Hinweisschild, dass die Halle nur für Reisende sei. Doch ich finde, dass ich das bin, und mit meinem Rucksack passe ich gut genug ins Bild, um nicht weiter aufzufallen. 

Ein Hoch auf den Bahnhof von Perigueux! Nicht nur, dass ich ihn mit vollem Akku wieder verlasse, auch noch der Himmel ist blau! 

Da erscheint die Stadt dann auch gleich in ganz anderem Licht. Beinah noch mediterran. 

Es gibt eine beeindruckende Kathedrale... 

... und die Altstadt hat durchaus Flair.

Als ich dann im Supermarkt auch noch Vollkornbrot bekomme, bin ich endgültig versöhnt mit Perigueux. Kleine Ausnahme! Ab morgen bin ich wieder ganz französisch und esse Baguette und Croissant 😊

Wald im Sonnenschein, das ist doch gleich ganz was anderes, und ein Märchenschloss gibt's noch obendrauf. 

Wahnsinn, wie unterschiedlich die Welt an einem einzigen Tag so aussehen kann! 

Nur mein Schlafplatz, der sieht zugegeben ein bisschen aus wie immer. Aber wartet bis ich die skandinavischen Bergregionen erreiche, dann werde ich jeden Abend auf irgendeinem anderen Felsen sitzen und kilometerweit in die hellen Nächte gucken 😊 Immerhin, es wachsen schon Birken rund um mein Zelt, das wäre in Andalusien nicht passiert. Naja, so träume ich mich langsam vorwärts, doch träumen ist wichtig, denn ohne den Traum, Europa zu Fuß durchqueren zu wollen, wäre ich ja niemals aufgebrochen.