Tag 98 - 2518 Bäume

Die Sonne ist heute oft nur so halb, der Wind dafür durchweg voll da.

Der Vormittag ist ein kleiner Vorgeschmack auf Nordnorwegen Ende September. Aus den Handschuhen komme ich echt nicht raus. 

Am Rhein-Marne-Kanal klärt es für ein paar Stunden auf. Der eisige Wind jedoch bleibt.

Ich beneide die Schwäne um ihr aufgeplustertes Gefieder. Das sieht richtig schön warm aus und muss wohl tatsächlich gut isolieren, so lässig wie die da im kalten Wasser herumschwimmen. 

Auch Bernoscha geht es gar nicht schlecht in seiner Wolle. 

Doch mir bleibt nur der Supermarkt in Void-Vacon, um mich ein bisschen aufzuwärmen. Das allerdings ist dann auch schon alles, was der Ort an einem Samstagnachmittag zu bieten hat. Hier im hohen Nordosten des Landes ist langsam Schluss mit lieblichem Bilderbuch-Frankreich. 

Hinter Void-Vacon zieht es sich wieder zu und die Abendsonne tut sich entsprechend schwer. 

Mein Schlafplatz liegt wie üblich irgendwo jenseits der Straße tiefer im Wald. Ja, ich weiß, das sieht jeden Abend ähnlich aus. Bis zu den richtig spektakulären Übernachtungsorten müsst ihr noch bis Skandinavien durchhalten. Dann werden sie kommen die einsamen, sonnenbeschienenen Felsnasen mit weitem Blick ins Land. Doch auch Zelten im dichten Wald ist herrlich, das lässt sich nur nicht so gut fotografieren. Aber ihr könnt es euch vorstellen: die frische Luft, den Vogelgesang, der mit Einbruch der Dämmerung allmählich verklingt, und dann die Sterne am Himmel zwischen den Zweigen - nur lasst bloß die Kälte weg! . 

Die Sekunden, in denen ich nicht gefroren habe, kann ich heute an einer Hand abzählen. Am besten nehme ich die, die nicht gerade damit beschäftigt ist, zu Erwärmungszwecken Schokolade in mich hineinzustopfen. Ja, auch jetzt, im Dunkeln im warmen Schlafsack muss Schokolade einfach sein.