Tag 111 - 2720 Bäume

Ab heute laufe ich wieder allein weiter. Kurz nachdem ich von Martin Abschied genommen habe, muss ich auch noch der Mosel auf Wiedersehen sagen, denn ich verlasse jetzt das Flusstal und kraxele nach Nordosten zu die Eifel hinauf. 

Doch irgendwie finde ich es gut, dass ich nicht weiter an der Mosel entlang laufe. Dadurch dass sich die Landschaft ändert, muss ich nicht ständig an das gemeinsame Wandern mit Martin denken, und es fällt mir leichter, den Rhythmus des Alleinsein wiederzufinden.

Trier samt seiner tristen Vororte zieht sich ein bisschen. Doch als ich schließlich Schafe am Wegesrand entdecke, weiß ich, lange kann es nicht mehr dauern, bis ich endlich meine Ruhe habe. 

Und siehe da, kurz darauf stehe ich wieder mitten im Wald. 

Es folgt ein Stück Fahrradweg entlang der Landstraße, dann erreiche ich das Dorf Föhren. 

Jenseits des Ortes schlage ich einen Waldweg ein, der mich zu einem Rastunterstand führt, wo ich die Nacht verbringen will. 

Es sieht so aus, als würde ich hier niemanden stören. Bis auf vielleicht das Teschenmännchen, das hier herumspukt 😉 

Gerade will ich mich häuslich einrichten, da höre ich, wie sich auf dem Forstweg ein Auto nähert. Ein älterer Mann steigt aus, und ich nutze die Gelegenheit, um ihn zu fragen, ob ich hier schlafen darf. Kein Problem, meint er. Wir unterhalten uns ein bisschen und ich erzähle von meiner Wanderung. Er findet das super spannend und schlägt mir plötzlich vor, dass ich in seiner Jagdhütte übernachten könne, das sei komfortabler als hier. Ich überlege nicht lange. Sein Angebot, mich dort hinzufahren, kann ich problemlos annehmen, denn es geht etwa 2 km den Weg zurück, den ich gekommen bin, und morgen werde ich wieder genau hier vorbeikommen. Es ist also keine Schummelei.

Praktischerweise zeigt mir Heinz, so heißt der Mann, unterwegs auch gleich noch ein paar Sehenswurdigkeiten: Einen Aussichtspunkt mit herrlichem Blick über Föhren, und außerdem die größte Lärche in ganz Rheinland- Pfalz. 

In der Hütte gibt es zwar weder Strom noch fließend Wasser, aber vier Wände mit Dach und eine weiche Matratze.

Es ist nicht gerade das Ritz-Carlton, und die vielen Trophäen an den Wänden sind etwas gewöhnungsbedürftig, aber es ist genau das, was ich für heute Nacht brauche. 

Ich finde sogar noch einen alten Jägerhut. Also: Weidmannsheil und Gute Nacht!