Tag 140 - 3420 Bäume

Am Samstag Morgen sind Hamburgs Straßen noch halbwegs leer und gemütlich. Ich überquere die Alster... 

... und laufe am Rathaus vorbei... 

...bis in die Mönckebergstraße, eine der meistfrequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands. Doch selbst hier ist noch nicht viel los. 

Am Hamburger Hauptbahnhof treffe ich Thorsten Hoyer, den Chefredakteur des Wandermagazin. Wir wollen heute gemeinsam den Alsterwanderweg bis zum Stadtrand laufen. Ich freue mich, dass Thorsten Lust hat, ein Stück meines Weges durch Europa mit mir zu teilen. 

An der Binnenalster gibt es nochmal einen Postkarten-Blick auf die Türme Hamburgs. 

Dann wird der Weg herrlich grün. Eigentlich sind wir noch eine ganze Weile mitten in Hamburg, merken jedoch kaum etwas davon. 

Zufällig ist Thorsten diesen Weg vor genau einem Jahr schon einmal gelaufen, allerdings in umgekehrter Richtung. Damals war er unterwegs von Bad Oldesloe bis nach Celle. Das sind 302 km, die er in unter 72 Stunden non-stop, das heißt ohne Schlafpausen, zurückgelegt hat. Wow, Hut ab! 

Wir unterhalten uns so gut, dass die Zeit bis zum Stadtrand wie im Flug vergeht. Vielen Dank, lieber Thorsten, für diese wunderschöne Tour und unsere guten Gespräche! Gern wäre ich noch länger mit dir gewandert. 

Hamburg endet und Schleswig-Holstein beginnt. 

Bernoscha wagt erste Schritte in ein neues Bundesland und ist sofort begeistert. Vor allem die Versorgungslage findet er deutlich besser als in der Großstadt. Für Schafe und andere grasfressende Wesen ist sie das auch, definitiv! 

Ich freue mich ebenfalls, wieder hier draußen zu sein, wenn auch nicht aus kulinarischen Gründen. Was für eine bezaubernde Moorlandschaft, muss ich die ganze Zeit denken und kann gar nicht genug kriegen von dem weiten Blick über die grünen Wiesen.  

Doch dann tauchen plötzlich eine Schautafel und ein Gedenkstein auf und lehren mich, die Landschaft mit anderen Augen zu sehen.

Es war hier nicht immer so schön wie heute, und es ist so wichtig, das nicht zu vergessen bzw., was mich betrifft, überhaupt erst zu lernen, denn ich muss gestehen, vom KZ Wittmoor hatte ich noch nie zuvor gehört. 

Seht ihr da auf dem Feld die Störche? Möglich, dass ich genau denselben Vögeln im Januar schon einmal in der Extremadura begegnet bin. Doch wahrscheinlich eher nicht, denn die Störche sind bestimmt schneller am Ziel. 

Heute aber bin ich auch mal richtig fix: 45 Kilometer in 11 Stunden. Die bisher längste Etappe der gesamten Tour. Ich glaube, von Thorstens Extremwanderung zu hören, hat mich irgendwie beflügelt, selbst einen kleinen, persönlichen Rekord aufzustellen 😄 Nocheinmal, lieber Thorsten: Vielen, vielen Dank für deine Begleitung!