Tag 258 - 6351 Bäume

Ich überquere den Eibyelva und etwas später den Altaelva. Das Licht ist nicht mehr sommerlich, aber dennoch kommt mir alles sehr grün vor. Nach den Tagen oben in den Bergen kann ich immer noch nicht recht glauben, was ich sehe. 

Das Zentrum der Stadt Alta umgehe ich auf einem wunderschönen Weg am Altaelva entlang. So kurz vorm Nordkap noch ein Herbstspaziergang. Damit hatte ich nicht gerechnet. 

Und der Boden ist definitiv noch nicht gefroren. 

Mit matschigen Schuhen laufe ich durch die östlichen Ausläufer der Stadt auf die E6 zu. 

Und dann taucht es ganz plötzlich auf: Das allererste Hinweisschild aufs Nordkap. Ab jetzt kann ich euch meine Fortschritte jeden Abend schwarz auf gelb beweisen 😄 Und als ob es nicht schon schön genug wäre, dass ich es wirklich bis hierher geschafft habe, gibt es auch noch einen Regenbogen. 

Langsam fängt die Luft an, salzig zu schmecken. Und kurz hinter Alta ist es soweit. Ich stehe mal wieder am Meer. 

Ich muss an die Straße von Gibraltar zurückdenken. Auch dort ging die Sonne unter, am 4. Januar. Das sah ein bisschen anders aus als hier. Es ist ja auch ein paar Schritte entfernt.  

Und mit diesen Füßen will ich das gelaufen sein?! Ich bin doch bloß ein Träumer, der gern spazierengeht. Bin ich denn wirklich und allen Ernstes hier? 6350 km? 

Es nieselt ein bisschen, während ich ungläubig am Strand des Nordmeeres sitze, aber was mir da übers Gesicht läuft, ist kein Regen. Ich heule mir vor Freude und Dankbarkeit die Seele aus dem Leib. Doch irgendwann kommt nichts mehr, außerdem ist es kalt. Und ich muss weiter, denn ein Etappenziel wartet heute noch. 

Da oben in der Kurve überquert die E6 den 70. Breitengrad. Diese windgebeugte Kiefer müsste laut Karte genau darauf stehen. 

Kurz dahinter suche ich mir einen Schlafplatz. Und wenn ich schon mal hier bin, dann soll's auch ein Zimmer mit Meerblick sein 😊

Die Brandung rauscht bis zu mir herauf, und die Aussicht ist zum Feiern! 70 Grad Nord!!!