Tag 18: Vom Gänse-Schloss zum Enten-Schloss

Ich erwache mit den Rufen der Wildgänse, die lautstark ihren Abflug aus Snogeholm koordinieren. Wenn die bei Regen starten können, kann ich das auch, denke ich mir, gebe mir einen Ruck und los geht's. Natürlich nicht ganz so schnell wie bei den Gänsen, dafür aber etwas leiser. Überall auf den nassen Wiesenflächen tummeln sich die watschelnden Vögel scharenweise. Ihre Rufe wirken tatsächlich, als hätten sie etwas Wichtiges zu bereden und das haben sie ja vermutlich auch. Ich versuche mir vorzustellen, wie die Welt aus Gänsesicht wohl aussehen mag. Ein bisschen wissen wir das ja zum Glück von Nils Holgersson. Und falls man den mal treffen will, in und um Snogeholm stehen die Chancen mit Sicherheit ziemlich gut. Doch gibt es hier nicht nur Gänse...

Außerdem sind noch Rehe und Fasane zu sehen, aber die sind schon über alle Berge, bevor ich auch nur das Handy aus der Jackentasche kramen kann. Ein Elch ist wieder nicht dabei, aber kommt ja vielleicht noch. 

Das Wetter zeigt eine ähnliche Dynamik wie gestern: Es geht trüb und matschig los und wird im Laufe des Tages besser. Ich verlasse den Skåneleden für ein paar Tage, um in Trelleborg kurz und in Malmö dann endgültig wieder darauf zu stoßen. Deshalb gibt's heute zwischendurch auch mal ein bisschen Asphalt zu sehen.

Meine nassen Schuhe finden das super. Meine Füße wünschen sich hingegen schon bald den weichen Matsch zurück. Kein Problem, denn davon gibt es auch abseits der offiziellen Wanderwege mehr als genug.

Auf mal nasseren mal trockeneren Wegen...

...wandere ich unter abwechslungsreichem Himmel...

...bis zum Schloss Svaneholm.

Schon wieder ein Schloss, aber diesmal kommt man näher heran, obwohl in der Vorsaison auch hier weit und breit kein Mensch zu sehen ist.

Dafür umso mehr Enten. Gänse nur ganz vereinzelt. Svaneholm ist offenbar Entenrevier.

Heute Nacht beginnt die Sommerzeit. Dann ist es eine Stunde länger hell und vielleicht spare ich mir den täglichen Wettlauf mit der Abendsonne. Es passiert mir immer wieder, dass ich irgendwo Zeit vertrödel und mich dann ziemlich anstrengen muss, um noch im Hellen einen guten Schlafplatz zu erreichen. Heute zum Beispiel habe ich zu lange bei den Enten in der Abendsonne gesessen.

Direkt in den Schlossgarten wollte ich mein Zelt dann doch nicht stellen. Hätten die Enten vielleicht auch gar nicht erlaubt. Doch zum Glück gibt es ganz in der Nähe einen vindskydd.

Im Sommer sind die häufig schon belegt, wenn man ankommt, aber jetzt eigentlich immer frei. Das muss ich ausnutzen. Also nochmal kein rotes Zelt, sondern einen auf Windschutz-Cowboy. Und es regnet auch schon wieder. Gute Entscheidung also. Mit einem Windschutz oder vindskydd kann man zu dieser Jahreszeit in Schweden eigentlich nichts falsch machen.

Mein Abendessen besteht zum vierten Mal in Folge aus Nudeln mit Tomatensoße und zum Nachtisch Gummibärchen. Doch der nächste Supermarkt kommt morgen gleich nach wenigen Kilometern. Wahrscheinlich werde ich ihn zur Hälfte leer kaufen. Zum Glück haben Lebensmittelgeschäfte in Schweden auch Sonntags geöffnet und dank Zeitumstellung kann ich sogar schon eine Stunde eher damit beginnen, mir endlich mal wieder den Bauch vollzuschlagen.