Tag 92: Blume 2000

Der Abendhimmel um halb eins. Eineinhalb Stunden nach dem Abendrot, das ich gestern gepostet habe.

Hat sich gar nicht mehr so viel verändert. Doch dafür tut sich in der zweiten Nachthälfte umso mehr. Um halb vier geht die Sonne auf und als ich gegen neun Uhr losgehe, ist das kühle Nachtblau vollständig dem leuchtenden Grün des Tages gewichen.

Wie immer ist viel los am und auf dem Weg. Von Nahrungsaufnahme über Häuser bauen bis hin zu einfach nur rumliegen ist alles dabei.

Auch einen Elch sehe ich aus der Ferne zwischen den Stämmen verschwinden, doch das müsst ihr mir ohne Beweisfoto glauben, denn ich war leider zu langsam. 

Genau wie die letzten Tage treibe ich sozusagen durch ein grünes Meer... 

...unter blauem Himmel... 

...wobei letzterer meist nur unvollständig zu sehen ist.

Außer natürlich über den Seen, die sich als farbliche Abwechslung immer mal wieder zwischen die Bäume schummeln, wobei selbst auf dem Wasser ein bisschen was Grünes wächst.

Nachdem ich eine Weile den Wellen zugeschaut und genug getrunken habe, verschwinde ich wieder zwischen Stämmen, Nadeln und Blättern.

Zum Teil wandere ich auf einsamen Pfaden, zum Teil sind die Wege ein bisschen breiter...

...und das letzte Stück bis zu meinem heutigen Ziel, einem Campingplatz in dem kleinen Ort Österbybruk, ist sogar Straße.

Doch unter so vielen Grünvariationen fällt der Asphalt kaum auf und bei einem Verkehrsaufkommen von etwa einem Auto pro Stunde wandert es sich sehr angenehm.

Irgendwann kurz vor Österbybruk erreiche ich Blume 2000, ein kleiner gelber Löwenzahn am Straßenrand. Ich kann Bernoscha gerade noch rechtzeitig davon abhalten, ihn abzufressen.

Ziemlich genau hier muss es sein, wo ich die 2000 Kilometer knacke. Sieht man meinen Schuhen ja auch inzwischen recht deutlich an. Verträumt schaue ich auf Blume 2000 hinab, lasse meine Wanderung bis hierher Revue passieren und merke, wie dankbar ich bin, so viel Schönes sehen und erleben zu dürfen.

Und auch jenseits der 2000 geht es schön weiter: Auf dem Campingplatz in Österbybruk kann man sein Zelt auf einer kleinen Insel aufstellen...

...und ab und zu schwimmt eine Gänsefamilie vorbei - Idylle wie im Bilderbuch.

Auch der Ortskern von Österbybruk ist durchaus hübsch und hat vor allem eine interessante Geschichte. Da es in dieser Gegend Eisenvorkommen gibt, gewann Österbybruk im 17. Jahrhundert Bedeutung für das Waffenschmiedehandwerk. Es waren Wallonen, die hier herkamen, um den Schweden ihre Kunst Schmiedekunst beizubringen.

Sie bauten ihre eigenen, gar nicht so richtig schwedisch aussehenden Häuser. Eine der Schmieden aus dieser Zeit ist noch vollständig erhalten und auch andere Gebäude stehen zum Teil noch, was Österbybruk einen im Vergleich zu anderen schwedischen Ortschaften ziemlich eigenen Charakter verleiht.

Zurück auf dem Campingplatz muss ich der Mücken wegen ziemlich schnell ins Zelt flüchten. Dort aber zelebriere ich mit ein paar Süßigkeiten dann doch nochmal die 2000, nicht nur als Blume, sondern auch als Zahl...

...die ich beim Schreiben dieses Blog-Artikels ganz gemütlich Stück für Stück aufesse.